Duisburg. . Knapp drei Jahre nach der Loveparade-Katastrophe mit 21 Toten gerät der beschuldigte Koordinator der Stadt Duisburg, Wolfgang Rabe, unter einen schweren Verdacht: Nach Ansicht von Ermittlern könnte elektronisches Beweismaterial aus dem persönlichen Umfeld Rabes vernichtet worden sein.

Im Zuge der Ermittlungen zur Loveparade-Katastrophe gerät der beschuldigte Koordinator der Stadt Duisburg, Wolfgang Rabe, unter einen schweren Verdacht: Nach Ansicht von Ermittlern könnte elektronisches Beweismaterial aus dem persönlichen Umfeld Rabes vernichtet worden sein. Dies geht aus Unterlagen hervor, die der WAZ vorliegen.

Ein Ermittler schreibt beispielsweise in einem Vermerk, es hätten sich in Rabes E-Mail-Postfach „gesendete E-Mails“ keine Dateien finden lassen, die einen Bezug zur Loveparade hatten. Es sei aber kaum nachvollziehbar, dass der vom damaligen Oberbürgermeister Adolf Sauerland eingesetzte Koordinator für die Loveparade keine E-Mail beantwortet oder an seine Mitarbeiter oder seinen Vorgesetzten weitergeleitet habe.

Kaum noch Mails mit Loveparade-Bezug in den Ordnern

„Es liegt daher die Vermutung nah, dass E-Mails mit Bezug zur Loveparade noch vor der Datensicherung gelöscht wurden.“ Auch Rabes erst Monate nach der Katastrophe beschlagnahmter Dienst-Laptop war auffällig sauber. Ein weiterer Ermittler berichtet, dort hätten sich „nach Teillöschung“ der Festplatte nur noch Daten mit Loveparade-Bezug finden lassen, die nach dem Desaster erstellt wurden.

Aber auch andere Postfächer sind überraschend leer. In Dienst-Mails des ebenfalls beschuldigten Ex-Beigeordneten für das Bauamt, Jürgen Dressler, finden sich laut Ermittlungsbericht nur Schriftstücke mit Loveparade-Bezug, die nach dem Unglück verfasst worden sind. Davor findet sich nichts mit Bezug zur Feier. Im Postfach des nicht beschuldigten Ex-Oberbürgermeisters Adolf Sauerland (CDU) finden sich nur zwei E-Mails mit Loveparade-Bezug. Beide sind harmlos.

Laptop erst nach sechs Monaten sichergestellt

Die Postfächer und der Laptop Rabes sowie weitere Datenträger wurden erst rund sechs Monate nach der Katastrophe im Januar 2011 im Rahmen von Durchsuchungen im Duisburger Rathaus und im Duisburger Systemhaus vollständig beschlagnahmt. Davor waren nur einzelne Postfächer gesichert worden. Hausdurchsuchungen bei den Beschuldigten Rabe und Dressler hat es bis jetzt nicht gegeben.

Trotz der Berichte ihrer Ermittler über die genannten Auffälligkeiten heißt es aus dem Umfeld der Staatsanwaltschaft, am Gesamtbild ändere sich grundsätzlich nichts. Offiziell will sich die Staatsanwaltschaft wegen des andauernden Verfahrens allerdings nicht zu den leeren Postfächern äußern.