Duisburg.
So lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben: Das ist das Ziel von vielen älteren Menschen – und auch von Hildegard und Heinrich Ollmann (beide 88), die im vergangen Jahr Diamentene Hochzeit gefeiert haben und seit 1965 in der gleichen Mietwohnung in Neuenkamp leben. Als bei der 88-Jährigen der Körper bei Pflegestufe 1 nicht mehr so richtig mitspielen wollte, musste das Bad umgebaut, zuerst die Toilette erhöht und schließlich die Badewanne gegen eine barrierefreie Duschkabine ausgetauscht werden.
Das Ehepaar Ollmann hatte sich frühzeitig gekümmert, der Eigentümer den Umbauten zugestimmt und keinen späteren Rückbau verlangt. Die Krankenkasse habe sich mit 2500 Euro an den Kosten beteiligt. Blieb ein Eigenanteil von 1800 Euro. Der Eigentümer habe 150 Euro beigesteuert, worüber das Ehepaar doch ein bisschen enttäuscht ist – „zumal wir die Wohnung über die vielen Jahre top in Schuss gehalten haben“.
Kostenlose Wohnberatung bei der Stadt
Die WAZ hat mit Dagmar Danes und Ute Heinrich von der Wohnberatungsagentur der Stadt über den aktuellen Fall und über das Thema gesprochen, mit dem sich aufgrund des demografischen Wandels immer mehr Menschen auseinandersetzen müssen. Doch offenbar wissen viele Senioren gar nicht, dass es eine kostenlose Wohnberatung bei der Stadt gibt. Auch das Ehepaar Ollmann hat die Beraterinnen nicht kontaktiert.
„Trotzdem lässt sich sagen, dass der Eigentümer sich in dem geschilderten Fall erst einmal korrekt verhalten hat“, so Ute Heinrich. Grundsätzlich müsse ein Eigentümer solche Umbauten genehmigen, wenn nicht baurechtliche Gründe dagegen sprechen. „Alles andere darüber hinaus ist dann aber Verhandlungssache“, sagt Heinrich. „Deshalb“, so Danes, „ist es wichtig, im Vorfeld erst einmal mit uns Kontakt aufzunehmen. Wir beraten ganz individuell und schauen, ob ein Umbau sinnvoll, machbar und wie er gegebenenfalls am besten umzusetzen ist.“
80 Prozent der Umbauten betreffen das Bad
Zum Angebot gehören Hausbesuche, Gespräche mit dem Eigentümer, ein Kosten-Check und Infos zu möglichen Zuschüssen. „Die Pflegekasse beteiligt sich zum Beispiel nur, wenn eine Pflegestufe vorliegt“, erklärt Danes. Abhängig von den eigenen finanziellen Möglichkeiten könne es außerdem Geld vom örtlichen Sozialhilfeträger im Rahmen der Grundsicherung geben.
2500 Anfragen haben die Beraterinnen im vergangenen Jahr beantwortet – darunter 563 zur Wohnungssuche, ein weiterer großer Schwerpunkt ihrer Arbeit, und 161 zu barrierefreien Umbauten, die in 80 Prozent der Fälle das Bad betreffen. „Wir begleiten solche Umbauten in der Regel zwei bis sechs Monate lang und auch dann kostenlos. Wie lang wir dabei bleiben, hängt aber ganz von den individuellen Wünschen ab“, so Heinrich.
Beide Beraterinnen haben festgestellt, dass Eigentümer aufgeschlossener gegenüber Umbauten im alten Wohnungsbestand sind. „Das ist wichtig, denn es gibt in Duisburg immer noch zu wenige barrierefreie Wohnungen.“