Duisburg. Der Neubau von Altenheimen ist in Duisburg nicht mehr erwünscht, so Sozialdezernent Reinhold Spaniel. Zwei komplette Einrichtungen stehen rechnerisch auch schon leer. Doch Wohnen und Stadtquartiere müssen altengerechter werden.

Mit der Stadt Duisburg ist das nicht mehr zu machen: Sie will den Bau von weiteren großen Altenpflegeheimen nicht mehr unterstützen. „Wir wollen umsteuern. Die Zukunft liegt im vertrauten Wohnquartier“, erklärt Sozialdezernent Reinhold Spaniel. Ambulant statt stationär, so lautet die Losung.

Spaniel sieht bei der Präsentation des 1. Berichtes zur Senioren- und Pflegeplanung die nackten Zahlen auf seiner Seite: 5100 Pflegeplätze in Altenheimen gibt es in der Stadt. Der Bedarf ist damit mehr als gedeckt, denn die Auslastungsquote liegt mittlerweile bei knapp 97 Prozent. 150 Pflegeplätze sind unbesetzt. „Damit stehen praktisch zwei komplette Heime leer“, so Spaniel und stellt klar: „Neubauten sind nicht mehr erwünscht.“ Allerdings: Nicht alle Investoren lassen sich von dieser Markt-Erkenntnis leiten, heißt es in dem Bericht mahnend.

Gezielte Förderung der Stadt

Die angestrebte Alternative für die wachsende Zahl älterer und teils pflegebedürftiger Menschen, die die Stadt gezielt fördern will: Senioren sollen möglichst lange in ihren Wohnungen und Quartieren wohnen bleiben. „Wer will schon gerne ins Heim“, sagt es Spaniel plakativ.

Doch dazu bedarf es mehr altengerechter, barrierefreier Wohnungen und ein intaktes Umfeld in den Stadtvierteln. Immerhin, die Stadt sieht die Wohlfahrtsverbände und auch die großen Wohnungsunternehmen auf ihrer Seite. Das Senioren-Leben in den Stadtteilen will Duisburg verstärkt durch die 23 ortsnahen Begegnungs- und Beratungszentren (BBZ) verbessern und vernetzen. Rund 3000 Mal im Jahr werden Senioren oder Angehörige dort beraten. Welche Wohn- und Unterstützungsformen, welche – noch raren – alternativen Projekte gibt es, wie lässt sich ambulante Pflege in den eigenen vier Wänden organisieren? Auf solche Fragen sollen die Berater Antworten geben. 1,2 Mio € im Jahr lässt sich die Stadt das kosten. „Gut angelegtes Geld“, meint der Sozialdezernent.

Related contentHeimpflege oft teurer

Und Geld, das Kosten sparen soll. Denn Heimpflege und -unterkunft ist oft deutlich teurer. Würde es in NRW gelingen, den Beginn der Pflegebedürftigkeit nun um einen Monat zu verzögern, könnten dadurch rund 50 Millionen Euro an Kostenübernahme durch die Pflegeversicherung eingespart werden, rechnet Spaniel vor. Enorme Summen belasten überdies den städtischen Sozial-Etat durch Zahlungen der Hilfe zur Pflege und des Pflegewohngeldes. Spaniel beziffert die Summe zwischen 2006 und 2012 auf 320 Millionen Euro. Allein im vergangenen Jahr waren es knapp 54 Mio €. Und jedes Jahr werden es fünf Prozent mehr. Gerade mal vier Millionen Euro musste die Stadt dagegen für die ambulante Pflege beisteuern.