Duisburg. Duisburgs Vorzeige-Promenade hat ein Problem: Das Becken im Innenhafen verliert Wasser und zwar so viel, dass die Grundwasserpumpen teils ständig im Einsatz sind. Die Gründe sind noch nicht ganz klar. Für die Suche nach dem Leck wird der Pegel nach dem Innenhafen-Fest gesenkt.
Der Süden und der Osten der Republik laufen voll, und der Innenhafen läuft leer. Ganz so arg ist es nicht, aber Duisburgs Vorzeige-Wasserbecken ist undicht. Bunte Drachenboote und gelbe Quietsche-Enten haben am Wochenende zwar genug Wasser unterm Kiel, doch danach beginnen Reparaturarbeiten, die zugleich Ursachenforschung sind.
Die zwei Grundwasserpumpen, die in Höhe des Kindermuseums Explorado und am Diebels-Steg das 650 Meter lange Wasserbett zwischen alter Speicherarchitektur und moderner Bürohaus-Silhouette eigentlich nur mit Wasser auffüllen sollen, wenn Trockenheit oder Verdunstung den Pegel sinken lassen, sind schon seit langem mehr oder weniger rund um die Uhr im Dauereinsatz.
Etwa 2.600.000 Liter Liter am Tag pumpen sie zu Spitzenzeiten ins aufgestaute Hafenbecken. Das hört sich enorm viel an. Bei 200 Millionen Litern Becken-Inhalt relativiert sich das. Gleichwohl, ein Verlust von gut einem Prozent Wasservolumen ließe das Becken auf Dauer leer laufen.
So beträchtlich ist der Wasserverlust, dass die städtischen Wirtschaftsbetriebe WBD, selbst Anrainer im silbernen H2-Office-Gebäude am Innenhafen und seit 2011 zuständig und verantwortlich für den Innenhafen und die übrigen kommunalen Gewässer der Stadt, der Sache buchstäblich auf den Grund gehen wollen und müssen. Der Innenhafen hat oberste Priorität beim unfreiwillig übernommenen neuen „Eigentum“ der WBD. So sind schon etliche Male Taucher in den Innenhafen gestiegen, jüngst wieder im Frühjahr und haben Bahn für Bahn das Becken untersucht. Und: Auf einer Länge von 40 Metern hat sich eine der um die Jahrtausendwende überlappend verlegten Folien gelöst, ragt einen Meter hoch vom Grund aus der dicken Schlickschicht heraus. Das zeigen auch schummrige Unterwasserbilder.
Die WBD fischt bislang im Trüben
Ob das allerdings der maßgebliche Grund für die Undichtigkeiten ist? Dazu fischen die WBD noch im Trüben wie die Taucher im Wasser. Denn zugleich weisen die beidseitigen steinernen Böschungen des Hafenbeckens Löcher und Risse in den Fugen auf. Munter sprießt teils üppig Unkraut zwischen großen Quadersteinen. Frostschäden nach all den Jahren, erklärt Wolfgang Graf Schreiber, der zuständige Ingenieur und Gewässer-Mann bei den von den WBD. Versickert durch sie das Beckenwasser? Das soll sich klären, wenn die WBD nach dem Innenhafen-Spektakel am Wochenende den Wasserspiegel um einen halben Meter absenken, sozusagen unterhalb der Frostgrenze.
Eine gravierende Schadstelle, die mit Sandsäcken abgetrennt ist, haben die WBD schon nahe des Kindermuseums entdeckt. Sie wird jetzt von einer Fachfirma, die auch für den Duisburger Hafen arbeitet, repariert. Allein das kostet schon weit über 10.000 Euro. Eine komplette Sanierung der Beckenbefestigungen mit mühseligen Fugenauskratzen etc. auf einer Strecke von über einem Kilometer dürfte dann schnell nach ersten Kalkulationen rund 250.000 Euro kosten und würde Schritt für Schritt nach einer Ausschreibung erfolgen.
Bleibt es bei den Wasserverlusten nach Abdichtung der Uferbefestigungen, muss der Schaden am teils vier Meter tiefen Beckenboden liegen. Dann wird es ernst: Ob sich das mit einer Tonschicht abdichten ließe, ist ungewiss. Im schlimmsten Fall müsste der „Stopfen aus der Wanne“ gezogen werden und das Innenhafenbecken für eine Sanierung trocken gelegt werden. Was das kostet, finanziell wie imagemäßig, mag sich keiner ausmalen.
Der Innenhafen läuft aus
Innenhafen-Becken wurde zur Jahrtausendwende aufgestaut
Was für eine Großbaustelle: Bis der Innenhafen zur innenstädtischen Parademeile am Wasser wurde, waren Trockenarbeiten der besonderen Art angesagt.
Dazu wurde das hintere Innenhafenbecken mit Aufschüttung des Portsmouthdamms Ende 1999 vom eigentlichen Hafen abgeschnitten. Dann wurde das Wasser abgelassen. Zur Anhebung des Wasserspiegels schaufelten Bagger bergeweise Erdreich heran und hoben den Beckenboden um fünf Meter an. Anschließend wurde das Becken wieder geflutet.
Die Bodenabdichtung besteht aus mehreren Schichten: Auf dem mächtigen Sand-Gemisch wurde eine stabilere Gittermatte aufgebracht. Darauf kam wieder ein feines, 20 Zentimeter dickes Sand-Kies-Gemisch. Dann wurde eine Tondichtungsbahn verlegt., die bei Wasserkontakt aufquillt und sich abdichtet. Auf diese kam anschließend eine schwarze Kunststoffbahn, vergleichbar mit Teichfolien, nur deutlich dicker und stabiler. Diese Folie wurde einen Meter weit überlappend verlegt und mit Doppelnähten verschweißt. Eine dieser Nähte hat sich gelöst. Auf die Kunststoffabdichtung kam noch ein weiteres Schutzvlies und eine 30 Zentimeter dicke Substratschicht.
Das abgetrennte östliche Hafenbecken misst 650 Meter in der Länge und ist ca. 80 Meter breit. Die Wassertiefe beträgt durchschnittlich vier Meter. Was man im Wasser grün aufragen sieht, sind so genannte „Armleuchter-Algen“. Sie gelten als Gütezeichen für gute Wasserqualität. Auch große Kois halten sich vornehmlich im östlichen Teil des Hafenbeckens auf.