Duisburg. . Lange ist es her, dass die Duisburger Oper als das „Bayreuth am Niederrhein“ galt. Die letzte Aufführung des „Ring des Nibelungen“ fand 1995 statt, damals ging auch „Die Walküre“ zum letzten Mal über die Bühne. Nun erlebte die Inszenierung des ehemaligen Rheinopern-Intendanten Kurt Horres ihre Wiederaufnahme.
Horres und Ausstatter Andreas Reinhardt orientieren sich an Konzepten aus den 70er Jahren und siedeln das Werk in seiner Entstehungszeit an. Ein großbürgerlicher Saal ist das zentrale Bildmotiv. Spielleiterin Annegret Frübing sorgt dafür, dass Horres Regie immer noch frisch wirkt und aus den germanischen Göttern Menschen werden.
Für viele Musiker der Duisburger Philharmoniker ist „Die Walküre“ Neuland, trotzdem schlägt sich das Orchester unter der Leitung von Rheinopern-Generalmusikdirektor Axel Kober weitgehend souverän. Kober dirigiert meist zügige Tempi, so dass die gesamte Aufführung nicht einmal fünf Stunden dauert. Die Orchestervorspiele, darunter der berühmte Walkürenritt, gestaltet er mit furioser Wucht, achtet aber gleichzeitig auf die Gesamtarchitektur der Akte und ihre Spannungsverläufe.
Extralob fürs Cello-Solo
Sehr warm musizieren die Streicher die Liebesszene des ersten Aktes, wobei das Solo-Cello ein Extralob verdient. Kober arbeitet bei den Streichern und Holzbläsern viele kammermusikalische Feinheiten heraus. Die Blechbläser, die bei Wagner viele große Auftritte haben, spielen fulminant auf, patzen aber mehrfach an exponierten Stellen. Auch stechen die Soli des Blechs gelegentlich zu deutlich heraus.
Unter den sechs Hauptdarstellern hat die Schwedin Martina Dike als Fricka den stärksten Auftritt. In ihrer kurzen Szene trumpft sie mit großer Stimme auf und artikuliert perfekt. Als Göttervater Wotan ist Jürgen Linn zu hören, der über alle nötigen Töne und Zwischentöne verfügt. Oft reduziert Linn aber seinen sängerischen Anteil und wechselt in ein rhythmisches Erzählen.
Sabine Hogrefes Stimme als Brünnhilde wirkt zu klein
Wotans Lieblingstochter Brünnhilde ist Sabine Hogrefe, die mit dieser Partie schon große Erfolge in Freiburg und Detmold feiern konnte. Für das Duisburger Theater wirkt ihre Stimme aber zu klein. Hogrefes Spitzentöne strahlen nicht raumgreifend durch den Saal, obwohl man der Sängerin die Energie ansieht, mit der sie sich verausgabt. Zudem verfügt die Schwedin Elisabet Strid über die größere Sopranstimme. Strid zeichnet die Sieglinde als eine traumatisierte Figur, die besonders in den Wahnsinnsausbrüchen des zweiten Aktes fesselt.
Den Siegmund verkörpert der Heldentenor Michael Weinius, ebenfalls aus Schweden, der über ein gutes Bariton-Fundament und eine blühende Höhe verfügt. Mit schwarzem Bass singt Ensemble-Mitglied Thorsten Grümbel den Hunding. Seine Stimmfarbe passt perfekt zu der Rolle, die er mit bedrohlicher Ruhe spielt.