Ganze 18 Jahre ist es her, dass Wagners „Die Walküre“ zuletzt im Theater gespielt wurde. Am Sonntag kehrt die Inszenierung von Kurt Horres auf die Duisburger Bühne zurück. Da Wagner „Chefsache“ ist, übernimmt Axel Kober die musikalische Neueinstudierung. WAZ-Mitarbeiter Rudolf Hermes sprach mit dem Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein.

Wie verlief Ihre persönliche Annäherung an Richard Wagner?

Axel Kober: Ich hatte das Glück, dass ich in der Nähe von Bayreuth aufgewachsen bin und ich als Jugendlicher Geige im dortigen Jugend-Sinfonie-Orchester gespielt habe. Durch die richtigen Kontakte konnte ich viele Bühnen-Orchester-Proben der Ring-Produktion von Daniel Barenboim und Harry Kupfer 1988 miterleben. Diese Inszenierung war ein bisschen wie „Krieg der Sterne“ als Oper. Die Musik fand ich sofort gigantisch, und als Jugendlicher konnte ich mich sowieso mit diesen Geschichten von Helden und Liebe identifizieren. Als ich Ende der 90er Jahre Kapellmeister in Dortmund wurde, hatte ich die Gelegenheit, den Horres-Ring in Düsseldorf zu erleben. Besonders mit „Die Walküre“ ist Horres eine gut erzählte, schlüssige Inszenierung mit schönen Bildern gelungen.

Sie leiten in Duisburg drei Walküre-Vorstellungen. Könnte man da nicht gleich einen ganzen Ring-Zyklus spielen?

Das wäre bei der aktuellen technischen Besetzung zu aufwändig. Durch die finanziellen Kürzungen sind die technischen Mannschaften immer kleiner geworden. Eine zyklische Aufführung hätte viele Schließtage zur Folge.

Wie erarbeiten Sie sich ein Stück wie „Die Walküre“ musikalisch?

Am Anfang steht immer das Studium der Partitur. Einem Stück wie der „Walküre“ kann man sich nicht ganz jungfräulich nähern, aber ich versuche dennoch, meine eigenen Vorstellungen zu entwickeln. Ich habe „Die Walküre“ schon mehrfach in Mannheim und Düsseldorf dirigiert, merke aber, dass sich mein Bild vom Stück in den Details immer wieder vertieft und verändert. Wenn sich dann in einer Aufführung zwischen den Sängern, dem Orchester und mir spontan etwas Neues entwickelt und wir uns gegenseitig inspirieren, ist das besonders schön.

Zwei ehemalige Generalmusikdirektoren der Rheinoper haben Sie geprägt: Bei Günther Wich, der das Haus von 1964 bis 1980 leitete, haben Sie studiert; mit Hans Wallat, dem GMD von 1986 bis 1996, haben Sie in Dortmund zusammengearbeitet. Welches Bild von der Deutschen Oper am Rhein haben Ihnen die beiden vermittelt?

Wich und Wallat haben sich beide dem Haus sehr verbunden gefühlt und mir berichtet, dass die Rheinoper ein Riesenbetrieb ist, für den man eine Riesenverantwortung hat. Beide haben hier eine sehr hohe Anzahl von Vorstellungen in einem sehr breiten Repertoire dirigiert. In dieser Tradition sehe ich mich auch. Ich bin kein Reise-GMD, der dauernd unterwegs ist, sondern gastiere sehr wenig.

Im Sommer geben Sie mit „Tannhäuser“ ihr Debüt bei den Bayreuther Festspielen. Wie ist Ihre Gefühlslage?

Ich freue mich wahnsinnig, weil ich das Festspielhaus seit meiner Kindheit kenne. Da ich dort aber noch nicht dirigiert habe, wird das Haus mit seiner besonderen Akustik bestimmt viele Überraschungen zu bieten haben. Ich weiß aber jetzt schon, dass ich dort mit tollen Sängern und einem fantastischen Orchester arbeiten kann. In Bayreuth zu dirigieren ist eine große Ehre.