Duisburg. .

Welch großartiges Wagner-Orchester die Duisburger Philharmoniker sind, können sie im Opernalltag kaum zeigen, denn dafür werden die Werke des Bayreuther Meisters hier viel zu selten gespielt. Mit „Der Ring an einem Abend“ – einer Kurzfassung, die mit ironischen Zwischentexten von Loriot garniert ist – knüpfte das Orchester an alte Wagner-Tugenden an. Die Festaufführung fand aus Anlass des Jubiläums „100 Jahre Theater Duisburg“ statt.

Die Philharmoniker unter der Leitung von Rheinopern-GMD Axel Kober spielt in großer Besetzung auf, so dass sogar mehr Musiker auf der Bühne sind als bei einer szenischen Aufführung im Orchestergraben Platz gefunden hätten. Kober gestaltet den Klang sehr voluminös und arbeitet die klangfarblichen Schönheiten der Partitur und das Geflecht der Leitmotive klar heraus. Die Dialoge laufen in fließenden Tempi ab, in den Orchesterstücken, bei denen der Walkürenritt leider fehlt, setzt er auch schon mal auf schweres Pathos.

18 Solisten aufgeboten

Insgesamt 18 Solisten hat die Deutsche Oper aufgeboten, darunter einige Gäste. Die größte sängerische Überraschung des Abends ist Corby Welch in der Rolle des Siegmund. Kennt man den in Duisburg lebenden Tenor bisher als sehr guten lyrischen Interpreten, so kann man nur staunen, mit welcher Kraft und Leidenschaft er hier eine Partie aus dem schweren Heldentenorfach singt. Logische Folge wäre, dass Welch auch bei den Duisburger „Walküre“-Aufführungen im Mai 2013 die gesamte Rolle singt.

Bei Bariton Marcus Jupither, der jetzt den Wotan verkörpert, ist es jedoch fraglich, wie er im nächsten Jahr eine gesamte „Walküre“ durchstehen will. Er besitzt die notwendigen Töne für die Rolle, singt aber meist zu gleichförmig und hat zudem Texthänger. In „Wotans Abschied“ scheint er eher sich selbst als die Brünnhilde in den Schlaf zu singen, und in den „Siegfried“-Szenen kommen schließlich Einbrüche in der Kondition hinzu.

Eine frische, dramatische Sieglinde

Ein starkes Rollenporträt bietet hingegen Oleg Bryjak als Alberich. Ausdrucksvoll interpretiert er den Nibelungen-Zwerg. Mit operettenhafter Leichtigkeit und einer Kraft, die den ehemaligen Heldentenor verrät, singt Wolfgang Schmidt den Loge und den Mime. Kraftvoll schmettert Gasttenor Michael Weinius den Siegfried, die Ensemblemitglieder Dmitri Vargin und Thorsten Grübel bieten als Gunter und Hagen vokalen Wohlklang.

100 Jahre Theater Duisburg

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Eine frische und dramatische Sieglinde singt die in Bonn engagierte Sopranistin Ingeborg Greiner, während Caroline Whisnant als Brünnhilde mit einem stark ausgeprägtem Vibrato irritiert. Die Ensembles der Rheintöchter und Walküren glänzen im Wohlklang der Stimmen, wobei besonders Anke Krabbe als Woglinde und Helmwige herausragt.

Trockener Humor des Erzählers

Als Erzähler führt Rudolf Kowalski durch den Abend. Die verbindenden und kommentierenden Zwischentexte aus der Feder des großen Wagner-Kenners Loriot liest er mit trockenem Humor, der das Publikum nicht bloß zu Gekicher, sondern auch zu Gelächter animiert. Da würde man sich wünschen, dass einmal ein Regisseur Loriots ironische Sichtweise als Inszenierungskonzept nutzt. Das Duisburger Publikum im ausverkauften Theater zeigt große Wagner-Begeisterung und spendet allen Künstlern des Abends großen Applaus. Der größte Star des Abend war aber das Orchester: die Duisburger Philharmoniker.