Loveparade-Gutachten belastet Stadt und Lopavent – was braucht es mehr für eine Anklage?
•
Lesezeit: 2 Minuten
Am 24. Juli jährt sich die Loveparade-Katastrophe zum dritten Mal. Dieneuen Ergebnisse des Gutachters Keith Stillbelasten die Stadt Duisburg und denVeranstalter Lopaventschwer. Die Expertise setzt auch die Staatsanwaltschaft unter Druck. Ein Kommentar.
In zwei Monaten jährt sich die Loveparade-Katastrophe von Duisburg zum dritten Mal. Die Klärung der Frage der Schuld, wegen wessen individuellen Fehlern 21 Menschen sterben mussten und 500 verletzt wurden, sie zieht sich weiter wie Kaugummi. Die neuen Ergebnisse des Gutachters Keith Still, sie sind keine Überraschung, sondern vielmehr konsequente Fortführung seiner Erstversion vor anderthalb Jahren: Die Loveparade hätte niemals genehmigt werden dürfen, sie musste in einer Katastrophe enden. Jetzt legt Still nach: Nicht einmal theoretisch wäre es möglich gewesen, die Technoparty gefahrlos durchzuführen, bei den Verantwortlichen vermisst er selbst grundlegende Berechnungen.
Das Ergebnis des Gutachtens klingt eindeutig, es belastet die Stadt Duisburg und den Veranstalter Lopavent schwer. Vor allem setzt die Expertise aber auch die Staatsanwaltschaft unter Druck. Denn, so fragen sich nicht nur die Geschädigten, was braucht es noch mehr, um endlich eine Anklage zu formulieren?
Bereits zu Jahresbeginn hatten Angehörige der Opfer auf einen zeitnahen Prozessbeginn gedrängt. Das lange Warten quält die Hinterbliebenen, die Verletzten, die Traumatisierten und ihre Familien. In einigen Punkten konnten sie einen Schlussstrich ziehen: Sei es durch die Abwahl von OB Adolf Sauerland, der eine moralische Schuld vehement bestritt, oder durch den Kompromiss für eine angemessene Gedenkstätte, die jetzt endlich gebaut und zum Gedenktag am 24. Juli fertig wird. Die abschließende Aufarbeitung aber, sie führt für viele nur über die juristische Aufklärung der Katastrophe.
Wie Duisburg nach der Loveparade trauerte
1/40
Die Staatsanwaltschaft windet sich aus der Frage zum Ermittlungsstand stets mit großen Zahlen: tausende Zeugen seien befragt, hunderttausende Seiten Aktenpapier geschrieben und Millionen Megabyte an Daten ausgewertet worden. Es klingt danach, als erstickten die Ermittler im eigenen Material. Vor einer Woche fürchtete ein Opfer-Anwalt und Jura-Professor sogar, es werde wohl nie Anklage erhoben. Zuletzt hatten Staatsanwälte auch die fehlende Endversion des Gutachtens von Keith Still für die Verzögerung genannt. Jetzt liegt sie vor. Die letzte offene Frage, die jetzt die Staatsanwaltschaft beantworten muss: Wo bleibt die Anklage?
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.