Duisburg. . Publizist Klaus Happel erklärt in seinem Buch “Mann ohne Verantwortung?“ seinen Standpunkt, dass Ralf Jäger nach der Loveparade-Katastrophe hätte zurücktreten müssen. Nur „scheibchenweise“, so einer der Vorwürfe, habe der Innenminister Fehler der Polizei eingeräumt. Dem Buch fehlt eine Gesamtbetrachtung der Umstände.

Am 24. Juli jährt sich der Tag der Loveparade-Katastrophe. Viele erwarten, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bis dahin endlich zu einem Abschluss kommen. Der freiberufliche Publizist und Übersetzer Klaus Happel hat nicht so lange gewartet, sondern in seinem Buch „Der Fall gegen den Innenminister“ den „Mann ohne Verantwortung“ ausgemacht. Auf knapp 100 Seiten – inklusive Anhang – legt er dar, warum seiner Meinung nach Innenminister Ralf Jäger längst hätte zurücktreten müssen, weil seine Polizeibehörde zumindest ein Teil der Schuld trifft.

Polizei habe Fehler gemacht

Obwohl Ralf Jäger am 24.Juli 2010 erst wenige Tage im Amt war, hätte er nach Auffassung des Autors die Verantwortung übernehmen müssen. Während sich in Duisburg alles auf den damaligen Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) gestürzt habe, sei Jäger mehr oder weniger unbehelligt davongekommen. Und das, obwohl gerade die Polizei offensichtlich Fehler gemacht habe, die am Ende zur Katastrophe geführt hätten: Der seitens der Personalvertretung durchgedrückte Wechsel der Einsatzhundertschaft, die fehlerhaft bzw. gar nicht beantragte Vorrangschaltung der Polizei-Handys, der Besuch des Innenministers bei der Einsatzleitung und die nach Meinung des Autors dadurch resultierende Unaufmerksamkeit. Nur „scheibchenweise“, so der Vorwurf, habe der Innenminister Fehler der Polizei eingeräumt.

Viele Anschuldigungen und keine Antworten

In Happels Ausführungen kommen Formulierungen wie „hätte“, „würde“, „offensichtlich“ und „es steht zu vermuten“ oft vor. Manche Antwort auf offene Fragen gibt der Autor auch selbst, wenn er schreibt: „...wir wissen es nicht“. Und genau das ist das Problem mit diesem Buch: Am Ende bleibt der Autor die konkreten Antworten schuldig, weil auch er sie nicht beantworten kann, solange die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht abgeschlossen und ein Gericht ein Urteil gefällt hat.

Der Autor streift auch nur die Verantwortung, die im Zuge der Vorbereitung der Loveparade und der Beteiligung des Innenministeriums Jägers Vorgänger Ingo Wolf trifft. Die Hinweise darauf, dass Jäger gerade zehn Tage im Amt war erfolgt erst auf den hinteren Seiten. Im Vordergrund steht für ihn der Vorwurf, dass Ralf Jäger als Vorsitzender der SPD Duisburg mit seiner Partei die Loveparade-Katastrophe als Möglichkeit genutzt hat, den CDU-Oberbürgermeister Sauerland aus dem Amt zu drängen. Er verschweigt dem Leser dabei, dass die wenig später umgesetzte gesetzliche Regelung, dass Bürger einen Oberbürgermeister auch wieder abwählen können, ein Bestandteil des Koalitionsvertrages war.

Fazit:

Dem Buch fehlt eine Gesamtbetrachtung der Umstände, es enthält zudem zahlreiche Mutmaßungen und gleicht somit mehr einer Verschwörungstheorie; das Fragezeichen im Titel ist bezeichnend.

Klaus Happel, Mann ohne Verantwortung?, Transmedia Publishing, 7,90 Euro.