Neudorf. . Brottrunk, Schüßlersalze und Heilkräuter stehen auf der Zutatenliste – alles fürs Schwein wohlgemerkt. Seit drei Monaten kauft Metzger Klaus Becker sein Schweinefleisch direkt bei einem Bauern in Menden, der für eine alternative Haltungsform der sensiblen Rüsseltiere steht.
Brottrunk, Schüßlersalze und Heilkräuter stehen auf der Zutatenliste – alles fürs Schwein wohlgemerkt. Seit drei Monaten kauft Metzger Klaus Becker sein Schweinefleisch direkt bei einem Bauern in Menden, der für eine alternative Haltungsform der sensiblen Rüsseltiere steht. „Hier weiß ich, wo es herkommt. Ich war dort, habe gesehen, wie die Tiere gehalten werden“, sagt Klaus Becker. Seit 1902 ist die Metzgerei ein reiner Familienbetrieb.
Das Handwerk lernte der 51-Jährige noch bei seinem Vater. Die kleinen Metzgereien seien auf dem absteigendem Ast, sagt er. Supermärkte, die Fleisch zu billigsten Preisen anbieten, machen den Fachbetreiben immer größere Konkurrenz. Er musste also etwas ändern. „Durch die Lebensmittelskandale sind meine Kunden aufmerksamer geworden. Sie wollten wissen, wo mein Fleisch herkommt und wie die Tiere gehalten wurden“, erklärt Becker.
1,80 Euro mehr pro Kilo
Dank einer Firma, die Brottrunk herstellt, stieß er auf den Bauernhof Korte im Sauerland. Der Metzger vereinbarte einen Termin vor Ort. Was er dort sah, bringt ihn noch heute ins Schwärmen. „Die Schweine laufen auf Stroh in einem großen Stall herum, können durch eine kleine Klappe nach draußen auf das Außengelände.“
Von Stressanzeichen und starkem Ammoniakgeruch sei dieser Stall weit entfernt. Eine besondere Behandlung erhielten die Schweine durch das besprühen und einreiben mit ätherischen Ölen. Und im Trog lande nur feinstes Futter: „Erbsen, Hafer, Gerste und Soja bekommen die Tiere zu fressen, dazu noch Brottrunk, Schüßlersalze und Heilkräuter.“ Die Qualität des Fleisches sei deshalb um Längen besser, meint Becker — mild, zart und vor allem trocken: „Beim Braten fällt es nicht in sich zusammen.“
„Die Tötung läuft humaner ab“
Eineinhalb Monate länger als gewöhnlich dürften die Schweine auf dem Hof leben. Dann geht es auf die letzte Reise zum Schlachthof. „Die Tötung läuft humaner ab“, sagt Becker. Nach dem Transport hätten die Tiere einen Tag lang Ruhe, geschlachtet wird mit Gas. Die Einkaufspreise für die „glücklichen Schweine“ seien natürlich höher. Dadurch, dass Bauer Korte aber kein Biosiegel besitzt, durchaus bezahlbar. „Etwa 1,80 Euro zahlt der Kunde im Endeffekt pro Kilogramm mehr.“ Das nehmen seine Kunden in Kauf.
Klaus Becker, selbst passionierter Fleischesser, wünscht sich, dass die Menschen umdenken. „Es nützt nichts, sich immer nur zu erschrecken, wenn man im Fernsehen die Bilder von den armen Tieren sieht.“ Die Verbraucher sollten auch selber handeln und hinterfragen, wo das Fleisch, das auf dem Teller landet, herkommt. Den Brottrunk trinkt der Metzgermeister im übrigens mittlerweile selbst. Ihm gehe es seitdem besser.