Duisburg. .

Russland ist in diesem Jahr Partnerland der Hannover-Messe. Nach zweitägigem Aufenthalt auf der Industriemesse kam eine Wirtschaftsdelegation der Partnerstadt Perm am Mittwoch in Duisburg an. Und schon am ersten Abend bahnte sich eine Kooperation zwischen der Hafengesellschaft Duisport und der russischen Region Perm für den Bau eines Container-Terminals an, die am Fluss Kama liegt. „Es gab sehr angeregte Gespräche mit Duisport-Vorstandsmitglied Schlipköther“, erzählte Ralf Meurer, Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung.

Seit sechs Jahren besteht die vom russischen Staatschef Putin und Kanzlerin Merkel initiierte Partnerschaft zwischen Duisburg und Perm im Uralvorland, knapp 4000 Kilometer entfernt. Zum vierten Mal war eine russische Delegation zu Gast in Duisburg, einige Teilnehmer der diesjährigen Reise waren zum wiederholten Mal dabei. Seit der Unterschrift unter die Partnerschaftsurkunde haben sich die ersten Kooperationen entwickelt. So liefert Hövelmann die Sinalco-Zutaten nach Russland, wo man allerdings nicht in Perm, sondern im Kaukasus den geeigneten Partner fand, der nun Sinalco für den russischen Markt produziert. „Dass es ein Partner im Kaukasus wurde, lag einfach daran, dass man dort das notwendige und passende Mineralwasser fördert“, erläuterte Meuer.

Innovation und Erfindergeist auf der Hannover Messe
Innovation und Erfindergeist auf der Hannover Messe © dpa

Siemens baut Werk in Perm

Siemens Energy hat gemeinsam mit dem russischen Unternehmen Iskra Avigaz in Perm 2010 begonnen, ein Werk für Verdichter zu bauen, die nötig sind, um Gas durch Pipelines zu transportieren. Dr. Axel Hoynacki, Standortleiter von Siemens Energy in Duisburg, gab der russischen Delegation einen Erfahrungsbericht des Joint-Venture-Projekts, durch das am Ende jährlich 60 Verdichter passend für die russische Turbinentechnik produziert werden sollen.

Zur Zeit werden viele notwendige Teile noch aus Duisburg nach Perm geliefert oder auf dem Weltmarkt eingekauft. „Unser Ziel ist jedoch, das Material vom russischen Markt zu bekommen.“ Das setze allerdings entsprechende Qualität voraus. „Die Qualifizierung der Lieferanten, um die nötig Werkstoff-Qualität zu bekommen, bedeutet viel Aufwand“, so Axel Hoynacki. Schwierig sei ferner, geeignete Mitarbeiter zu finden, die Englisch sprechen. Die Investition in Russland bedeute übrigens nicht, dass hier Kapazitäten abgebaut werden sollen. „Wir wollen global wachsen und zusätzliches Geschäft machen.“

Kontakte knüpfen

Der Leiter der russischen Delegation, Anatolyi Saklakov, sieht vor allem im ersten Knüpfen von Kontakten den Sinn der Besuche russischer Unternehmer: „Man muss zunächst auch bei den Unternehmen Überzeugungsarbeit leisten, warum sie an solchen Reisen teilnehmen sollten und worin mittelfristig die Chancen liegen.“ In der Regel entstünden Kooperationen nicht sofort. „Es sind meist mehrere Treffen nötig. Man muss erst mal die Gemeinsamkeiten finden.“ Man müsse sehen, welche Möglichkeiten es hier und welche es umgekehrt in Russland für Duisburger Unternehmen gebe.

Breiter Branchenmix

Mit der fast 40-köpfigen Delegation haben sich Unternehmen verschiedenster Branchen auf die Suche nach Kontakten zu Duisburger Unternehmen und Absatzmärkten begeben: Es sind Unternehmen vom Handel über Dienstleistungen, Lebensmittelhersteller, Energieversorger, Automationssystem bis zu Bau, Maschenbau, Organisationstechnik sowie Montage für die Chemie- und Gasindustrie vertreten.

Bedarf gibt es zudem am Know-how-Transfer im sozialen Bereich: So gilt das Interesse der russischen Delegation auch der Duisburger Werkstatt für Behinderte und ihren gastronomischen Projekten „Der kleine Prinz“ und „Ziegenpeter“ und dem Geschenkartikel-Geschäft „Ars vivendi“.