Duisburg. Der Zeitplan ist eng, die logistische Herausforderung groß. Bis zu 8000 Menschen sind möglicherweise betroffen, wenn am Malteser-Krankenhaus im Duisburger Süden wirklich ein Blindgänger im Boden steckt. Wir berichten am Mittwoch im Liveticker von den Maßnahmen rund um die Bombensuche in Huckingen.
Fehlalarm oder Evakuierung? Wenn am Mittwochmorgen Peter Giesecke und seine Kollegen vom Kampfmittelbeseitigungsdienst anrücken, ist beides möglich. Der erfahrene Kampfmittelexperte wird die Bodenuntersuchungen an der Remberger Straße in Duisburg-Huckingen leiten und spätestens um 9 Uhr entweder Entwarnung oder den Startschuss für eine riesige Evakuierungsaktion geben.
Denn noch immer steht nicht fest, ob auf dem Brachgrundstück in direkter Nähe zu den Malteser-Einrichtungen in rund zweieinhalb Metern Tiefe überhaupt ein Blindgänger liegt oder doch nur ein großes, verrostetes Stück Metall.
Sollte sich der Verdacht auf eine Bombe bestätigen, es wäre dann der dritte Fund im Jahr 2013, wird sofort mit der Evakuierung von Krankenhaus, Hospiz und Seniorenheim begonnen. Welche Sicherheitsmaßnahmen dann ergriffen werden, wird sich auch erst am Mittwochmorgen zeigen - je nach Größe des möglichen Blindgängers - Fünf- oder Zehn-Zentner-Bombe, Säure- oder normaler Zünder, hat der Koordinierungsstab insgesamt vier verschiedene Szenarien ausgearbeitet.
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Die Zufahrten nach Huckingen werdern allerdings nicht direkt gegen 9 Uhr gesperrt, sondern später. Das Ordnungsamt bittet dennoch, am Vormittag von Fahrten, die nicht unbedingt nötig sind, abzusehen. Je weniger Verkehr, umso zügiger kann eine Evakuierung von statten gehen.
Evakuierungs-Radius steht noch nicht fest
Wieviel Anwohner bei einem Bombenfund von den Evakuierungs- und Sicherheitsmaßnahmen betroffen sind, hängt letztlich von der Größe der Bombe ab. Bei einer Fünf-Zentner-Bombe wird eine Evakuierungszone von 250 Meter rund um den Fundort eingerichtet. Die Sicherheitszone wird 500 Meter betragen. Bei einer Zehn-Zentner-Bombe verdoppelt sich der Radius der beiden Zonen. Die Evakuierungszone wird dann 500 Meter und die Sicherheitszone 1000 Meter groß sein - dann sind auch Menschen in Buchholz betroffen.
Die Evakuierungszone muss von allen Personen umgehend verlassen werden, im Sicherheitsbereich ist luftschutzmäßiges Verhalten erforderlich, die Bewohner müssen sich in Räumen aufhalten, die der Fundstelle abgewandt sind. Die Fenster der Wohnung sollten in jedem Fall geschlossen sein. Auch ein Aufenthalt im Freien ist nicht gestattet. Bei einer Fünf-Zentner-Bomben sind etwa 250 Personen in der Evakuierungszone und rund 1700 Personen in der Sicherheitszone betroffen, bei einer Zehn-Zentner-Bombe etwa 1950 in der Evakuierungs- und rund 5400 in der Sicherheitszone.
Evakuierte kommen in der Sporthalle des Berufskollegs unter
Die Stadt richtet für alle Bürger, die evakuiert werden müssen, in der Sporthalle des Bertolt-Brecht-Berufskollegs (Am Ziegelkamp 28-30) einen Aufenthaltsraum ein. Außerdem bleibt der Kindergarten an der Düsseldorfer Landstraße am Mittwoch vorsorglich geschlossen. Das Jugendamt hat einen Notfalldienst für betroffene Kinder organisiert. Sollte eine Zehn-Zentner-Bombe gefunden werden, müssten laut Stadtsprecher Peter Hilbrands auch der Kindergarten Angerhauser Straße und die KiTa Altenbrucher Damm vorzeitig schließen, weil sie innerhalb der 1000-Meter-Sicherheitszone liegen würden.
Dem Mannesmann-Gymnasium, der Albert-Schweitzer-Grundschule und dem Bertolt-Brecht-Berufskolleg empfiehlt die Stadt, den Unterricht vorzeitig ab 12.30 Uhr zu beenden. Die Entscheidung darüber fällen die jeweiligen Schulleiter aber erst am Mittwoch.
Entschärfung soll spätestens um 14 Uhr beginnen
Bereits seit mehreren Tagen lassen die Verantwortlichen das St. Anna-Krankenhaus „leerlaufen“. Das hat zur Folge, dass statt der üblichen 350 Patienten am Mittwoch nur noch rund 200 anwesend sind, die dann evakuiert werden müssen. Sie werden in andere Krankenhäuser der Umgebung gebracht wie die BGU in Buchholz oder das St. Josef-Hospital in Krefeld. Den Transport übernehmen neben hiesigen Rettungsdiensten auch die Kräfte von zehn Transportzügen aus umliegenden Städten, die über die Bezirksregierung angefordert wurden. Mittwochmorgen ruhen zudem Notaufnahme und OP-Betrieb.
Für die Evakuierung der drei Einrichtungen sind vier bis fünf Stunden veranschlagt. Spätestens um 14 Uhr könne also mit der Entschärfung des Blindgängers begonnen werden. Sollte es sich um einen Zehn-Zentner-Blindgänger handeln, wird auch die Autobahn 59 etwa eine Stunde vorher gesperrt.
Kriegszerstörtes Duisburg
Diese Einschränkungen drohen bei einer Bombenentschärfung im Nahverkehr
Auch Menschen, die mit Bus und Bahn im Duisburger Süden bzw. in Richting Düsseldorf unterwegs sind, müssen sich für den Fall, dass an der Remberger Straße ein Blindgänger im Boden liegt, auf Fahrplanänderungen einstellen. Betroffen sind in jedem Fall die DVG-Linien U79, 940, 941, 942 und 946.
Alternative 1 (Sicherheitszone 500 Meter/Fünf-Zentner-Bombe): Die Linie U79 kann nicht durchgängig betrieben werden. Endpunkte sind die Haltestellen „Kesselsberg“ beziehungsweise „Sittardsberg“. Da ein kontinuierlicher Busersatzverkehr nicht eingerichtet werden kann, bittet die DVG die Fahrgäste, auf die Linien 940 und 946 auszuweichen, die für die Dauer der Unterbrechung der U79 auch zwischen den beiden genannten Haltestellen fahren.
Darüber hinaus können folgende Haltestellen nicht angefahren werden: Huckinger Marktund Albertus-Magnus-Straße (942), Huckinger Angerbogen (940, 942, 946), St. Anna Krankenhaus (U79, 940, 942, 946) und Mühlenkamp (U79).
Alternative 2 (Sicherheitszone 1.000 Meter/Zehn-Zentner-Bombe): Die Linie U79 kann nicht durchgängig betrieben werden. Endpunkte sind die Haltestellen Kesselsberg beziehungsweise Sittardsberg. Darüber hinaus können die Buslinien 940, 941, 942 und 946 nur Teilstrecken bedienen. So fährt die Linie 940 auf dem Streckenabschnitt zwischen den Haltestellen Rahm Bahnhof und Kesselsberg, die Linie 941 auf dem Abschnitt zwischen den Haltestellen Großenbaum Westbahnhof und Krefeld Uerdingen. Die Linie 942 bedient die Teilstrecke zwischen den Haltestellen Kesselsberg und Bissingheimer Dorfplatz und die Linie 946 die Strecke zwischen den Haltestellen Großenbaum Westbahnhof und Kesselsberg.
Dies hat zur Folge, dass folgende Haltestellen nicht angefahren werden: Peschenstraße, Steinernes Kreuz und Am Ziegelkamp (940, 941, 942, 946), Schulzentrum Süd (940, 941, 946), Am Biegerhof, Huckinger Markt und Albertus-Magnus-Straße (942), Huckingen Angebogen (940, 942, 946), St.-Anna-Krankenhaus (U79, 940, 942, 946) sowie Mühlenkamp (U79).
Verkehrsinformationen für Bus und Bahn gibt es auch unter www.dvg-duisburg.de und bei der DVG-Telefonhotline unter der Rufnummer 0203/60 44 555. (mawo)