Duisburg. . Der mögliche Fund einer Weltkriegsbombe hat in Duisburg-Huckingen Vorbereitung für eine Krankenhausräumung ausgelöst. Ob die tatsächlich nötig ist, soll erst Mittwoch feststehen. Hunderte Patienten, Altenheim-Bewohner, Mitarbeiter und möglicherweise auch Tausende Anwohner müssten evakuiert werden.
Nach dem möglichen Fund einer Weltkriegsbombe in Huckingen laufen die Vorbereitungen auf eine drohende Evakuierung im Malteser Krankenhaus St. Anna, der Alteneinrichtung St. Hedwig und dem Hospiz St. Raphael seit Tagen auf Hochtouren.
350 Patienten, 115 Altenheim-Bewohner und zehn derzeit im Hospiz untergebrachte Personen wären ebenso betroffen wie rund 750 Mitarbeiter. Hinzu kämen – je nach Größe des Blindgängers – noch tausende Anwohner, die ihre Wohnung verlassen müssten. Die wichtigste Frage beantwortet der Kampfmittelbeseitigungsdienst aber erst am Mittwoch: Liegt auf dem angrenzenden Brachland in 2,50 Meter Tiefe nun eine Bombe? Oder kann Entwarnung gegeben werden?
Eine Ausnahmesituation
„Für uns ist das eine Ausnahmesituation“, erklärte Udo Lavendel, einer von zwei Geschäftsführern der Malteser St. Anna GmbH. „Normalerweise kommen Patienten immer zu uns. Jetzt müssen wir minutiös planen, wie wir sie vom Standort hier wegbekommen.“ Bereits seit mehreren Tagen lassen die Verantwortlichen das Hospital „leerlaufen“. Das hat zur Folge, dass statt der üblichen 350 Patienten am Mittwoch nur noch rund 200 anwesend sind, die dann evakuiert werden müssen. Sie würden in andere Krankenhäuser der Umgebung gebracht wie die BGU in Buchholz oder das St. Josef in Krefeld.
Das mögliche Szenario
Die leitende Oberärztin Dr. Irene Roth ist auch Katastrophenschutzbeauftragte des Hospitals. Sie sagt, dass 35 Patienten auf jeden Fall im Hause bleiben. Das sind neben den Hospizbewohnern auch alle Schwerstkranken. Sie werden gemeinsam in den Räumlichkeiten der Intensivstation untergebracht, die dem Bombenfundort abgewandt liegt.
Sie werden von 30 Pflegekräften betreut, die sich alle für diese Aufgabe freiwillig gemeldet hätten. Auch die zehn Hospiz-Bewohner werden stets auf vertrautes Pflegepersonal treffen. „Das ist uns besonders wichtig“, stellte Hospiz-Leiterin Mechthild Schulten klar.
Die Altenheimbewohner kommen in Einrichtungen in Ruhrort, Rumeln, Mündelheim und Meerbusch-Lank unter. „Dort gibt es Unterbringungs-, aber nirgendwo Übernachtungsmöglichkeiten für unsere Ausquartierten“, stellt Lavendel klar. Soll heißen: Die Entschärfung muss am Mittwoch über die Bühne gehen.
Erlöse in sechsstelliger Höhe verloren
Das sehen auch die Pläne der Stadt so vor: Ab 9 Uhr soll die Bevölkerung über Radio Duisburg und das Internet informiert werden. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes klappern zudem alle betroffenen Häuser in der Evakuierungszone ab (Fünf-Zentner-Bombe: 250-m-Radius um den Fundort, Zehn-Zentner-Bombe: 500 m). „Es wird Stunden dauern, bis das Krankenhaus und die Umgebung komplett evakuiert sind“, so Rainer Krambröckers, Sachgebietsleiter des Ordnungsamtes. Mit dem Beginn der Entschärfung könne daher nicht vor 14 Uhr gerechnet werden.
Den Transport der Patienten übernehmen, so Joachim Winkelmann von der Feuerwehr Duisburg, neben hiesigen Rettungsdiensten auch die Kräfte von zehn Transportzügen aus umliegenden Städten, die über die Bezirksregierung Düsseldorf angefordert wurden. Laut Malteser-Geschäftsführer Udo Lavendel entsteht dem Haus insgesamt ein Erlösausfall „in deutlich sechsstelliger Höhe“. Insgeheim hofft er aber noch darauf, dass der Kampfmittelbeseitigungsdienst am Mittwoch keine Bombe findet.
Klinikum Duisburg 2011 geräumt