Duisburg. .

Als der chilenische Staatspräsident Sebastian Piñera über Funk das Startsignal gibt, geht bei Dr. Konrad Pausch und Peter Fasel der Puls hoch. Die Frage, die den Führungskräften des Homberger Unternehmens Vertex Antennentechnik in dieser alles entscheidenden Sekunde den Atem raubt, lautet: Werden sich unsere 25 Radioteleskope wie gewünscht in Bewegung setzen und werden sie sich gemeinsam mit den anderen zur Milchstraße ausrichten? Sie tun es! In gemächlichem Tempo. Aber mit einer Präzision und Synchronität, die eine Gänsehaut auf den Rücken zaubert. Das „Alma“-Projekt ist gestartet. Und die 300 Gäste der Inbetriebnahme des weltweit größten Teleskop-Feldes betrachten den stillen Tanz der Reflektoren. Voller Ehrfurcht und Begeisterung.

Zeremonie in luftigen Höhen

Diese feierliche Zeremonie fand am 13. März in den chilenischen Anden statt. Dort sind die 66 Alma („Atacama Large Millimeter Array“)-Radioteleskope aufgebaut – auf einem in rund 5000 Metern Höhe gelegenen Plateau. Per Glasfaserkabel sind diese Geräte miteinander verbunden und bilden ein Riesenteleskop. Das soll Wissenschaftlern künftig noch schärfere Bilder aus den unendlichen Weiten des Weltalls liefern. „Das dort oben in dieser technikfeindlichen Umgebung alle hochempfindlichen Geräte störungsfrei funktioniert haben, das war beeindruckend“, berichtet Vertex-Geschäftsführer Pausch sichtlich bewegt. 70 Mitarbeiter zählt das in Homberg beheimatete Unternehmen. Und rund 30 von ihnen haben sich in den vergangenen zwölf Jahren um kaum etwas anderes gekümmert als das „Alma“-Projekt.

Einer von ihnen ist Peter Fasel: Der 46-jährige Maschinenbau-Ingenieur aus Huckingen ist inzwischen zum Technischen Leiter aufgestiegen. Mit Geschäftsführer Pausch wurde ihm die Ehre zuteil, an der Eröffnungsfeier in Chile teilnehmen zu dürfen. „Schade nur, dass nicht alle von uns mitkommen durften, die da über Jahre ihr Herzblut reingesteckt hatten“, sagt Fasel. Begeistert war er von dem Super-Computer, der die Bilder aller Antennen zu einem einzigen zusammensetzt. „Der hat die Leistungsfähigkeit von etwa 40 Millionen Laptops“, so Fasel.

Live-Schaltung von der ISS

Richtig warm ums Herz wurde allen Gästen der Inbetriebnahme, als zwei Astronauten aus der internationalen Raumstation ISS live auf eine Großleinwand zugeschaltet wurden, um Glückwünsche zum „Alma“-Start zu übermitteln. Pauschs und Fasels einhellige Gefühlslage in diesem astronomischen Moment: „Überwältigend!“

1,1 Milliarden Euro wurden in dieses Gemeinschaftsprojekt von US-Amerikanern, Europäern und Japanern gesteckt. Das Auftragsvolumen für Vertex lag laut Geschäftsführer Pausch knapp im dreistelligen Millionenbereich.