Essen. . Das Weltraumteleskop „Kepler“ hat in 600 Lichtjahren Entfernung einen Planeten entdeckt, der unserer Erde verblüffend ähnlich ist. Kepler-22b, so wurde der Himmelskörper von den Entdeckern getauft, kreist in der bewohnbaren Zone um einen sonnenähnlichen Stern, auf seiner Oberfläche herrschen milde 22 Grad Celsius, Wasser wäre dort flüssig – wenn es dort existiert.

Nasa-Forscher sind davon überzeugt: Im Universum wimmelt es nur so vor Leben. Jetzt könnten die Astronomen einen weiteren Hinweis dafür entdeckt haben: Das Weltraumteleskop „Kepler“ hat ei­nen Planeten entdeckt, der unserer Erde verblüffend ähnlich ist. Kepler-22b, so wurde der Himmelskörper von den Entdeckern getauft, kreist in der bewohnbaren Zone um einen sonnenähnlichen Stern, auf seiner Oberfläche herrschen milde 22 Grad Celsius, Wasser wäre dort flüssig – wenn es dort existiert.

Eine zweite Erde? Gut möglich, meinte Nasa-Forscher Douglas Hudgins bei der Kepler-Konferenz in Kalifornien: „Dies ist ein wesentlicher Meilenstein bei der Suche nach einem Zwilling der Erde.“ Allerdings haben die Wissenschaftler noch keinerlei Hinweis auf irgendeine außerirdische Lebensform auf diesem Planeten.

Ein Jahr hat 290 Tage

„Mich würde das nicht überraschen“, sagt Prof. Gerhard Wurm, Astrophysiker an der Universität Duisburg-Essen. Grundsätzlich sei dort Leben möglich. „Dafür genügen eine Hand voll Aminosäuren, günstige Temperaturen, Sonnenenergie, etwas Wasser und viel Zeit.“ Auch auf dem Mars seien Lebensformen denkbar, doch sei dieser Planet zu klein und zu leicht, um seine Atmosphäre festzuhalten.

Der ferne Erden-Zwilling ist dafür schwer genug. Sein Durchmesser ist etwa 2,4 Mal größer als derjenige der Erde. Er umrundet seine Sonne, die etwas kleiner und kühler ist als unsere, in 290 Tagen. „Damit müsste er etwa die zehnfache Masse der Erde und etwa die dreifach Schwerkraft besitzen“, kalkuliert der Astrophysiker aus dem Stand. „Sie wären dort also dreimal so schwer“, sagt er. Die geringe Größe von Kepler-22b weise darauf hin, dass es sich um einen Gesteinsplaneten wie die Erde handelt. Ein unbewohnbarer Gasplanet müsste sehr viel größer sein. Wurm: „Das ist schon ziemlich cool.“

Erde ist nicht einzigartig

Die Vorstellung, unsere Erde sei einzigartig im Universum, hält der Astrophysiker für überholt. „Wir sind nicht das Zentrum des Universums. Unser Sonnensystem ist nicht außergewöhnlich. Um jeden zweiten Stern kreisen Planeten, davon gibt es Unzählige.“

Das Problem ist nur, sie zu entdecken. Das Weltraumte­leskop Kepler beobachtet die Lichtstrahlung, die von Sternen ausgeht. Umrundet ein kleiner Planet seine Sonne, so schwankt deren Lichtstärke ein wenig, da der Planet bei seinem Vorbeiflug (Transit) einen kleinen Teil der Strahlung abschirmt. Kepler registriert diese winzigen Schwankungen. Somit lässt sich ein solcher Planet zunächst nur indirekt beobachten und nachweisen.

700 Exo-Planeten entdeckt

Es ist nicht die erste Entdeckung eines möglicherweise bewohnbaren Planeten – doch die erste mit dem Weltraumteleskop Kepler. Befeuert durch technische Fortschritte spürten die Planetenjäger in den vergangenen Jahren mehr als 700 Planeten anderer Sonnen auf. Die meisten sind allerdings Gasgiganten wie Jupiter, giftig und heiß umkreisen sie ihre Sonnen in geringem Abstand. Einige wenige „zweite Erden“ wurden indes in bewohnbaren Zonen gefunden, wie etwa Gliese 581g. Der Planet wurde im Mai von französischen Astronomen gesichtet.

Das Kepler-Teleskop hat bislang 2300 Exoplaneten bei anderen Sternen gefunden. 48 davon kreisen in der „grünen Zone“. Von diesen 48 ist Kepler-22b der erste, dessen Existenz sich bestätigen ließ. Bisher haben die Forscher zwei Umläufe des Planeten um seinen Stern verfolgt.

600 Millionen Dollar

Mit der größten Kamera, die jemals in den Weltraum gehievt wurde, fahndet Kepler seit März 2009 nach einer zweiten Erde im All. Das Weltraumteleskop beobachtet einen Himmelsausschnitt im Sternbild Schwan mit etwa 100 000 Sternen. Es ist benannt nach dem deutschen Astronomen Johannes Kepler, der die Gesetze der Planetenbahnen entdeckte. Das 600 Millionen Dollar teure Gerät kreist nicht um die Erde, es fliegt ihr auf ihrer Umlaufbahn um die Sonne hinterher.