Duisburg.
Auf äußerst rüde Weise wurde in der Nacht zum 15. Oktober 2012 gegen 2.10 Uhr der Schlaf eines 51-jährigen Hochfelders unterbrochen: Eine Kugel durchschlug das Fenster seines Schlafzimmers im dritten Stock eines Hauses an der Wanheimer Straße.
Das Geschoss prallte von der Zimmerdecke ab, der Querschläger schlug nur 20 Zentimeter neben dem Kopf des Mannes in eine Wand ein. Sechs weitere Kugeln trafen die Hauswand. Seit Donnerstag steht ein 31-jähriger Hochfelder vor dem Landgericht. Die Anklage wirft ihm versuchten Totschlag vor.
Rolle der anderen Männer unklar
Unmittelbar vor den Schüssen hatte der Angeklagte noch in einer Teestube an der gegenüber liegenden Tersteegenstraße gesessen. Entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten habe er viel Alkohol getrunken, berichtete der 31-Jährige. Warum er dann aus dem Keller seiner nahen Wohnung die Pistole holte und schoss, weiß er sich heute angeblich nicht mehr zu erklären.
Kurz vor der Tat habe er sich mit zwei „Kollegen“ getroffen, von denen er die Nachnamen nicht kenne, so der Angeklagte. Die Rolle der Männer ist unklar. Ebenso wie die Frage, warum der 31-Jährige einem von ihnen nach der Tat einen Bruderkuss auf die Stirn drückte, was Videoaufzeichnungen von Sicherheitskameras aus der Gaststätte belegen sollen.
Angeklagter wollte angeblich nur verscheuchen
Unmittelbar nach seiner Festnahme soll der Angeklagte gegenüber der Polizei und bei der Vernehmung durch einen Haftrichter eine Begründung für die Tat gegeben haben: Er sei Mitglied der „Hell’s Angels“ gewesen und habe dort nicht mehr mitmachen wollen, was die Vereinskollegen naturgemäß nicht besonders gefreut haben soll. Weil er um sein Leben fürchtete, habe er sich eine Pistole besorgt. In der Tatnacht seien dann „Hell’s Angels“ vor der Teestube vorgefahren. Um sie zu verscheuchen, habe er in die Luft geschossen und dabei wohl versehentlich das Haus getroffen.
„Ich habe damals Schwachsinn erzählt“, erklärt der Angeklagte nun. Es stimme nur, dass er bis vor Kurzem knapp zwei Jahre lang Vollmitglied des Rocker-Clubs gewesen und dann ausgetreten sei. Eines allerdings beteuert er nach wie vor: „Ich wollte das Haus nicht treffen und ganz bestimmt niemanden verletzen.“
Für das Verfahren sind bis Mitte April fünf weitere Prozesstage vorgesehen.