Duisburg. Das Kuratorium des Duisburger Lehmbruck-Museums hat den Vertrag mit Raimund Stecker gekündigt, trotzdem erhielt der Museums-Direktor eine Bewährungszeit bis Mitte 2013. Wie es aus Kuratoriumskreisen heißt, herrsche sowohl finanziell als auch organisatorisch im Haus ein Durcheinander, deshalb ist auch das Rechnungsprüfungsamt eingeschaltet.
Mitte 2013 wird sich herausstellen, ob Raimund Stecker auch über das kommende Jahr hinaus Direktor des Wilhelm-Lehmbruck-Museums bleibt. Das Kuratorium und Stecker hätten sich „in beiderseitigem Einvernehmen“ darauf geeinigt, seinen Vertrag fristgerecht zum Ende 2013 zu beenden, fasst Stadtsprecher Frank Kopatschek das Ergebnis der Kuratoriumssitzung am Freitag zusammen: „Er kann das Jahr nutzen, um das verlorene Vertrauen in ihn wieder herzustellen.“
Auch Verwaltungsleiter soll Museum verlassen
Wie zu erfahren war, wird auch Walter Krüger, als Verwaltungsleiter des Museums zuständig für die Finanzen, „einvernehmlich“ das Lehmbruck-Museum verlassen. Für ihn soll ein Finanzexperte aus der Stadtverwaltung ans Haus kommen, der ein strengeres Auge auf Steckers Umgang mit Geld wirft. Das Finanzgebaren des Museumschefs, das das Haus an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geführt hat, soll in der Kuratoriumssitzung hart kritisiert worden sein.
Gebürtiger Duisburger wurde 2010 Direktor
Der 1957 in Duisburg geborene Raimund Stecker absolvierte zunächst eine Buchbinder-Lehre, bevor er in Bochum, Hamburg und Florenz Kunstgeschichte studierte. Nebenbei schrieb er als freier Mitarbeiter Zeitungen und Kunstzeitschriften.
Nach seiner Promotion an der Ruhr-Universität Bochum über Barnett Newman leitete er 1993 bis 2000 den Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf. Von 2000 bis 2005 war er Direktor der Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp sowie Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft für das Arp-Museum Rolandseck in Remagen bei Bonn.
Seit Februar 2010 leitet er als Nachfolger von Christian Brockhaus das Lehmbruck-Museum.
So habe Stecker trotz der (zinsbedingt) geringen Einnahmen aus dem Stiftungsvermögen und bei einem gleich bleibenden Zuschuss der Stadt von jährlich zwei Millionen Euro eine zusätzliche Stelle eingerichtet. Auch fehlten Belege etwa für Restaurantbesuche bei Dienstreisen. Wie es aus Kuratoriumskreisen hieß, herrsche sowohl finanziell als auch organisatorisch im Haus ein Durcheinander, das dringend geordnet werden müsse. Seit einigen Tagen ist das Rechnungsprüfungsamt aktiv, der Jahresabschluss 2011 wir von einem Wirtschaftsprüfer einer Sonderprüfung unterzogen. Stecker habe es verpasst, angesichts der finanziellen Schieflage rechtzeitig die Reißleine zu ziehen.
Erneute Verhandlungen nach einem halben Jahr Bewährungszeit
Klare Ansage
Das nennt man eine klare Ansage: Entweder Raimund Stecker bringt Ordnung ins Haus – oder er geht. Aber das Kuratorium musste die Reißleine ziehen. Ein Museumsdirektor kann sich nicht darauf zurückziehen, er sei nur für die Kunst oder das Marketing eines Hauses zuständig.
Er trägt auch Verantwortung für die Finanzen. Und so erfolgreich er bei der Öffnung und beim Marketing war – es ist lebendiger geworden in und ums Haus – so wenig hat er offenbar aufs Geld geschaut. Hier ist die Lage katastrophal: Das Museum hat seine Zahlungsunfähigkeit vorerst nur abwenden können, weil es vom Stiftungsvermögen zehrt. Das kann allenfalls für ein paar Monate weitergehen.
Die Schließung des Flaggschiffs in der Duisburger Museumslandschaft muss verhindert werden. Wie soll das gehen angesichts der chronisch unterfinanzierten Kultureinrichtungen? Und dann ist da ja noch das Gebäude, das für geschätzt acht Millionen Euro saniert werden muss...
Der Museumschef, der an der Kuratoriumssitzung nicht teilgenommen hat, sondern in Urlaub ist, zeigte sich vom Ergebnis nicht überrascht. Oberbürgermeister Sören Link habe sich ihm gegenüber „sehr fair und offen“ verhalten und ihm das „positive Angebot“ gemacht, das erste Halbjahr 2013 zu nutzen. „Dann werden wir sehen, ob seine und meine Vorstellungen nicht viel kompatibler sind als es scheint“, so der Museumsdirektor.
Er habe vor drei Wochen selbst erwogen zu kündigen, sei aber von Kuratoriumsmitgliedern davon abgehalten worden“, sagte Stecker. OB Link bestehe darauf, sich nach einem halben Jahr mit ihm zusammenzusetzen. Entweder werde dann die Kündigung zurück genommen und sein Vertrag neu verhandelt – oder er suche sich einen neuen Job: „Ich sehe das ganz sportlich“. Seine Position: „Wenn man ein attraktives Museum möchte, kommt man auf mich zu. Wenn nicht, gibt es eine andere Lösung.“