Duisburg. Boris Roskothen, Inhaber des ältesten Spielwarengeschäftes in Duisburg, wird sein Geschäft schließen. Der Laden ist auch ein Opfer gesellschaftlichen Wandels: Das Spielen hat sich verändert, schon Grundschüler haben Smartphones. Außerdem setzte der Internethandel dem traditionsreichen Geschäft zu.

Es ist eine weiterer Schlag ins Kontor des inhabergeführten Einzelhandels in Duisburg - und es ist ein Riesenschlag: Nach 134 Jahren, davon 131 in Duisburg, schließt das älteste Spielwarenfachgeschäft Roskothen seine Türen.

Boris Roskothen, der das Geschäft in fünfter Generation führt, hat sich mit schwerem Herzen, aber eben auch mit klarem kaufmännischen Verstand dafür entschieden, den Spielwarenladen aufzugeben und für die im Familienbesitz befindliche Immobilie am Sonnenwall einen Nachfolger zu suchen.

Schönes Spielzeug ist nicht mehr gefragt

„Wir sind mehrere Jahre gegen den Wind gesegelt, in schwere Wasser geraten, haben das Ruder herumgerissen und steuern nun den Heimathafen an“, sagt Roskothen. Der Grund: Die Kunst des Spielens, mit der Roskothen immer geworben hat, sowie Kunst zum Spielen, die er in seinen Regalen anbietet, ist immer weniger gefragt. „Das Geschäft mit den Spielwaren lohnt sich heute nicht mehr. Die Kinder haben keinen Bedarf mehr, denn das Spielen hat sich verändert“, sagt Roskothen.

„Es wird immer mehr virtuell gespielt. Zudem nehmen ‘social media’ (facebook etc., d. Red.) einen immer größeren Bereich ein. Selbst in der Waldorfschule laufen acht- und neunjährige Kinder heute schon mit Smart- und iPhones rum. Der gesellschaftliche Druck ist so groß, dass 50 Prozent der Zwölfjährigen bereits ein eigenes Smartphone besitzen.“

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Hinzu komme die enorme Konkurrenz durch den Onlinehandel. Roskothen: „Vor fünf, sechs Jahren hatten die Eltern noch die Freiheit, Wünsche zu erfüllen. Die kamen dann in unser Geschäft und wollten einen Bagger oder Traktor kaufen und wir konnten ihnen drei bis sechs Modelle zur Auswahl zeigen. Heute ist es oft so, dass Großeltern oder Eltern eher mit Befehlen zu uns kommen, Dinge zu kaufen, die ihre Enkel oder Kinder im Internet gesehen haben. Die können wir natürlich nicht alle vorrätig haben.“ Um sich keinen Stress anzutun, würde dann oft direkt im Internet bestellt.

Das sei ein gesellschaftliches Problem und nicht spezifisch für Duisburg weist Boris Roskothen darauf hin, dass im März 2010 der alteingesessene Spielwarenhändler Lütgenau in Düsseldorf sein Geschäft geschlossen hat, ebenfalls nach 134 Jahren.

Auch das "Baumhaus" schließt

Bereits Ende März wird das „Baumhaus“, das Roskothen noch 2010 in der Königsgalerie eröffnet hat, dicht machen. „Das Baumhaus war ein Satellit. Es sollte dem großen Geschäft auf dem Sonnenwall neue Kunden, vor allem Erwachsene, die gerne spielen, zuführen. Ohne den Hauptladen auf dem Sonnenwall ist das sinnlos“, begründet Roskothen diesen Schritt.

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Der letzte Tag des Hauptgeschäftes indes hängt davon ab, wann sich ein Nachfolger für die 400 Quadratmeter Verkaufsfläche findet. Wer das sein soll, will Boris Roskothen als Vermieter in keiner Weise vorschreiben: „Ich verschließe mich nichts und niemandem, aber ich werde dafür sorgen, dass es ein ordentlicher Nachfolger ist. Die durch eine Treppe verbundenen Etagen und die Tatsache, dass die obere Ebene offen nach unten gestaltet ist, könnte für ein Textilgeschäft attraktiv sein.“

Doch zunächst will sich Roskothen um die Zukunft seiner acht Mitarbeiter kümmern. Das hat für ihn Priorität.

Seinen Entschluss, den Spielwarenhandel aufzugeben, sieht Boris Roskothen eher nüchtern bis abgeklärt: „Irgendwann muss man den alten Baum fällen, damit neue nachwachsen können.“