Duisburg. . Familie Yasar fühlt sich von der Polizei in Mettmann schikaniert. Als fünf weibliche Familienmitglieder in eine Großkontrolle in Ratingen geraten, werden sie verdächtigt, gefälschte Markenpullover zu tragen. Vor Ort und den Augen mehrerer männlicher Beamter mussten sie offenbar ihre Kapuzenpullover ausziehen.

Familie Yasar aus Alt-Hamborn ist sauer auf die Polizei aus dem Kreis Mettmann. Tochter Nurgül (20) war mit Schwester, Cousine und zwei Tanten im Pkw in Ratingen unterwegs, als sie in eine Großkontrolle geriet. Die junge Fahrerin hatte ihren Führerschein nicht dabei und erhielt dafür einen Strafzettel. So weit, so normal. Doch plötzlich, schildert Cousine Ilknu Kiran (19), hätten sie und Nurgül Yasar aus dem Wagen aussteigen und dort ihre Kapuzenpullover ausziehen müssen. Vor den Augen mehrerer (größtenteils männlicher) Polizeibeamter. Der Vorwurf: Sie würden gefälschte Markenartikel tragen, die an Ort und Stelle sichergestellt werden müssten.

Die jungen Frauen waren vom rüden Ton der Polizisten völlig verschreckt, händigten ihre Kleidungsstücke aus und standen nur noch im T-Shirt bekleidet im Freien. „Eine Polizistin hat gedroht, dass wir mit zur Wache kommen müssten, wenn wir die Sachen nicht sofort ausziehen und abgeben. Da haben wir Angst bekommen“, schildert Ilknu Kiran ihre Erinnerungen an jenen Nachmittag am 31. Januar. Nur ohne besagte Pullover durfte die Gruppe ihre Heimfahrt fortsetzen.

"Pure Schikane"

Nur zwei Stunden nach diesem Vorfall soll laut Nurgüls Bruder Mustafa Yasar dann das Telefon bei der Familie in Alt-Homberg geschellt haben. „Da sagte uns ein Polizist, dass wir unsere Pullover jetzt wieder abholen könnten – bei der Kreispolizei Mettmann.“ Dieses Hin und Her sowie die Tatsache, dass sich Tochter und Cousine vor fremden Männern ausziehen sollten, betrachtet die gesamte Familie im Nachhinein als „pure Schikane der Polizei“. Man habe bereits einen Anwalt eingeschaltet. „Wir prüfen, ob wir Anzeige erstatten“, sagt Mustafa Yasar.

Ulrich Löhe, Pressesprecher der Polizei im Kreis Mettmann, bestätigte auf WAZ-Anfrage, dass es an besagtem Tag in Ratingen eine Großaktion auf der Jagd nach Wohnungseinbrechern gab. In diese Kontrolle seien die fünf Duisburgerinnen gekommen. Eine Beamtin der Kriminalpolizei in Mettmann sei beim Blick auf die Kleidung der Frauen misstrauisch geworden. „Es lag der Verdacht einer Straftat vor – nämlich ein Verstoß gegen das Markengesetz und das Geschmacksmustergesetz“, sagt Löhe. Die Pullover hätten deshalb sichergestellt werden müssen.

„Die Frauen haben sich nach der Schilderung unserer Kollegen aber einverstanden erklärt“, so Löhe. Von Angst oder Einschüchterung könne keine Rede sein. Falls sich die muslimischen Frauen dennoch durch das Verhalten der Beamten verunglimpft fühlten, könne man sich nur entschuldigen, so der Sprecher.