Nimwegen. Immer wieder ist er überfallen worden. Jetzt hat ein Juwelier aus dem niederländischen Nimwegen genug: Er engagierte einen Sicherheitsdienst, der keine Marokkaner mehr in seinen Laden lassen soll.

Für seine Kunden hat Jos Kamerbeek den roten Läufer ausgelegt. Der liegt vor dem Eingang zum schicken Laden des Juweliers in der Innenstadt von Nimwegen am Plein 44. Doch direkt am Ende des roten Läufers, direkt vor der Eingangstür, da steht ein Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes. Seine Aufgabe: Er soll nicht nur den Juwelier und seine Frau Margo bewachen, er muss auch die Kunden genau überprüfen, bevor diese ins Geschäft gelassen werden. Denn rein darf nicht jeder. Marokkaner und Bewohner der Antillen müssen draußen bleiben. Sie sind bei Juwelier Kamerbeek als Kunden unerwünscht.

Er sitzt im Rollstuhl

Warum wird ihnen der Eintritt in den Juwelierladen verweigert? Jos Kamerbeek sagt: „In den vergangenen zehn Jahren wurde ich achtmal in meinem Geschäft überfallen. Die Diebe waren immer marokkanisch-stämmige Jugendliche oder Menschen von den Antillen.“ Beim jüngsten Überfall, am 23. April, wurde Juwelier Jos Kamerbeek von einer Gruppe marokkanisch-stämmiger Jugendlicher brutal zusammengeschlagen. Seither ist er teilweise gelähmt und muss seine Kunden nun im Rollstuhl sitzend bedienen. Bei einem anderen der acht Überfälle, die er und seine Frau Margo durchgemacht haben, schossen die Diebe dem Juwelier in die Brust. Die Chirurgen der Nimweger Universitätsklinik retteten dem Juwelier durch eine Notoperation das Leben.

Zu seinem eigenen Schutz und „zum Schutz meiner Frau Margo habe ich deshalb einen Sicherheitsdienst eingeschaltet, der uns und den Laden bewacht“. Dass der Bewacher bestimmten Nationalitäten den Zutritt verwehre, sei nicht diskriminierend, meint der Juwelier. Denn auch andere Personen erhielten keinen Zutritt: Betrunkene beispielsweise, aber auch Leute, die sich vor dem Juweliergeschäft sehr auffallend verhielten.

Heftige Reaktionen

Die Maßnahme des Nimweger Juweliers, bestimmte Bevölkerungsgruppen nicht mehr zuzulassen, hat in Nimwegen aber auch andernorts in den Niederlanden heftige Reaktionen ausgelöst. Per E-Mail und Telefon erhält Jos Kamerbeek viel Zuspruch. Allein bei der Regionalzeitung „De Gel-derlander“, für die Jos Kamerbeek seine Schutzmaßnahme gegen potenzielle Überfälle in einem Interview erläutert hatte, gingen nach der Publikation des Interviews einige hundert Reaktionen von Lesern ein. Die meisten hatten Verständnis für die Schutzmaßnahme.

Einige Nimweger haben das allerdings nicht. Sie klagten gegen Kamerbeek beim regionalen Meldepunkt gegen Diskriminierung „Iedergelijk“ (Jeder ist gleich). Dieser wiederum gab die Klage weiter an die niederländische Zentralstelle gegen Diskriminierung „Commissie Gelijke Behandeling“. Die prüft den „Fall Kamerbeek“ jetzt. Ein Sprecher der Anti-Diskriminierungsbehörde sagte in einer ersten Reaktion: „Wir haben noch kein abschließendes Urteil gefällt. Aber in unseren Gesetzen steht klipp und klar, dass niemand aufgrund seiner Hautfarbe, seines Glaubens oder wegen seiner Ethnie diskriminiert werden darf.“

Anzeige steht im Raum

Die Anti-Diskriminierungsstelle muss nun entscheiden, ob sie gegen den Juwelier Anzeige erstattet. Diskriminierung ist in den Niederlanden strafbar. Das weiß auch Jos Kamerbeek. Deshalb hat der Juwelier in das prinzipielle Zulassungsverbot für Marokkaner und Antillianer vorgesorgt und eine Ausnahmeregelung eingebaut: „Sie können bei mir einkaufen. Aber sie kommen nur in den Laden, wenn sie vorab telefonisch mit mir einen Termin vereinbaren.“

Auch die Juweliers-Kollegen in den Niederlanden sind gespalten über die Schutzmaßnahme, die Jos Kamerbeek getroffen hat. „Ich bin dagegen“, sagt Jamai al Mubaraki, der ebenfalls in Nimwegen ein Juweliergeschäft betreibt. „Man kann an der Türe doch nicht sehen, ob jemand ein guter oder ein schlechter Mensch ist.“