Duisburg. .

Im Halbkreis steht die Gruppe um einige Lehmklötze am Boden; 22 Augenpaare blicken auf die Museumsführerin Hiltrud Lewe, die die Skulptur von Karl Otto Götz erklärt. Eine ganz normale Kunstführung? Nein, hier findet gerade ein Blind Date statt. Also eine Verabredung zwischen Menschen, die sich nicht kennen. Beim diesem Blind Date im Museum geht es aber nicht um Romantik. Es treffen zwei Generationen aufeinander. Zwölf Schüler und zehn Senioren sind es diesmal. Da ist es auch nicht schlimm, dass sich neben den 20 weiblichen Teilnehmern nur zwei männliche eingefunden haben. Es geht um den Generationsaustausch. Jung und Alt betrachten die Kunstwerke gemeinsam. Und kommen sich dabei ein Stück näher.

Diese besonderen Führungen bietet das Lehmbruck-Museum begleitend zur Ausstellung „Hey, Alter ...!“ an. Museumspädagogin Sybille Kastner hat die Ausstellung kuratiert: „Mit den Führungen wollen wir den Austausch zwischen Jung und Alt noch mehr anregen.“ Zielgruppe sind Schulklassen und Senioreneinrichtungen. Die Besucher am Freitag sind aus Neukirchen-Vluyn gekommen: Die Siebtklässler der Theodor-Heuss-Realschule treffen Senioren, die sonst gemeinsam stricken. Den Kontakt vermittelte Ulrike Reichelt, Schulkulturbeauftragte in Neukirchen, die in ihrer Freizeit selbst strickt.

Gemeinsam mit anderen Generationen

Dass das Konzept funktioniert, beweist die Begeisterung der Teilnehmer. „Es ist viel intensiver, wenn man sich mit anderen über die Kunstwerke austauschen kann“, sagt Karina (13). „Ich finde es cool, mit der anderen Generation gemeinsam die Ausstellung zu sehen“, meint außerdem Rieke (13). Und Lilli (70) hofft: „Die Jüngeren nehmen uns nach diesem Austausch mit anderen Augen wahr.“ Mit viel Interesse hören die Schüler den Senioren zu; die Älteren fragen nach der Meinung der Jüngeren. „Das wird hier am lebendigen Objekt, an uns, auf den Punkt gebracht“, sagt Hermann (73) und freut sich.

Austausch baut Hemmungen ab

Der Austausch zwischen Senioren und Schülern baut Hemmungen ab. „Die Kunst ist eine Brücke, um miteinander in Kontakt zu kommen“, sagt Kastner. Bei der Führung merken die Teilnehmer außerdem: Trotz des unterschiedlichen Alters sind die Meinungen, Fragen und Gefühle oft ähnlich. „Alle Menschen sind irgendwie gleich, aber doch ganz anders“, sagt Karina (13) – und das passt nicht nur zu den Fotos, die sie grade betrachtet. Das passt auch zu der Generationen-Gruppe, die sich beim Blind Date gefunden hat.