Duisburg. Mitglieder der NPD wollten sich im „Bootshaus Ehingen“ versammeln, um ihren Kreisverband zu reaktivieren. Als Pächter Frank Gehlen von der Identität seiner Mieter erfuhr, erteilte er ihnen eine Absage. Doch nicht jeder Gastwirt folgt diesem Beispiel - die NPD hat bereits eine Alternative gefunden.

Die NPD will ihren Kreisverband in Duisburg reaktivieren. Mit dieser Nachricht wandten sich am Donnerstag die Antifaschistischen Gruppen aus Düsseldorf und Umgebung an die Öffentlichkeit. Geplant hatte die Partei eine Mitgliederversammlung am Freitag im „Bootshaus Ehingen“.

Pächter Frank Gehlen erfährt erst durch eine E-Mail der Antifaschistischen Gruppen, wer sich da bei ihm „mit 15 bis 20 Personen“ eingemietet hat und erteilt der Organisatorin Melanie Händelkes prompt eine Absage: „Ich habe sofort angerufen und nachgefragt“, so Gehlen. „Wir haben hier ja öfter Hundevereine, Taubenvereine und Firmentreffen. Da fragen wir immer nach der gewünschten Tischordnung und so, aber doch nicht nach dem Grund der Veranstaltung.“

Bootshaus keine „rechte Zentrale“

Nun fragt er doch. Melanie Händelkes spricht nach Angaben Gehlens zunächst nur von einer Parteiveranstaltung, bei der Direktkandidaten für Duisburg aufgestellt würden. Erst als Gehlen nachbohrt: „eine Veranstaltung der NPD?“, bejaht sie, will aber sofort wissen, wer ihm das gesagt habe. Auch die E-Mail möchte sie haben, um „gerichtliche Schritte einzuleiten“, so Gehlen. Er jedoch will die Mail nur der Polizei zur Verfügung stellen. „Danach habe ich aufgelegt.“

Insgesamt sei das Gespräch zwar sehr sachlich verlaufen aber „wir lassen uns bestimmt nicht den Stempel aufdrücken, dass das Bootshaus eine rechte Zentrale ist!“

NPD-Politiker aus anderen Städten lassen Duisburger Kreisverband aufleben 

Kai Rudolph, Sprecher der Antifaschistischen Gruppen, appelliert unterdessen an Vermieter von Versammlungsräumen, genau zu prüfen, wer nun kurzfristig Räumlichkeiten anfrage.

Zu spät, wie sich am Donnerstagnachmittag herausstellt. Nach Auskunft des NPD-Landesvorsitzenden Claus Cremer ist bereits eine Ausweichmöglichkeit gefunden. „Mit den meisten Gastwirten gibt es kein Problem, die sind froh, wenn sie jemanden im Haus haben“, sagt Cremer. Allein der „politische Druck durch die Gegenseite“ und das „Outing der Wirte durch die gewaltbereite Antifa“ würden manche Vermieter einknicken lassen.

Telefonnummer des Kreisverbandes existiert nicht

Die Reaktivierung des Kreisverbandes Duisburg steht laut Cremer nun unmittelbar bevor. Bei den 15 bis 20 erwarteten Personen handele es sich um „in Duisburg wohnhafte NPD-Mitglieder“.

Eine eigene Internetseite und ein Facebook-Profil besitzt der „aufgrund personeller Querelen lange Zeit inaktive“ (Cremer) Duisburger Kreisverband bereits. Doch die angegebene Telefonnummer existiert nicht und das Facebook-Profil weist kaum Aktivitäten auf. Die Internetpräsenzen steuere der Landesverband, um bestehende Strukturen in Duisburg zu suggerieren, teilt der Staatsschutz mit. Bei den Organisatoren handelt es sich stets um Externe, so stammt der laut Impressum verantwortliche Markus Pohl aus Essen, Melanie Händelkes selbst ist für den NPD-Landesvorstand und den Vorstand der NPD Krefeld/Kleve tätig.

Keine organisierte rechte Szene vorhanden

„In Duisburg gibt es nur vereinzelt rechtsgerichtete Personen und die haben wir im Blick“, sagt eine Polizeisprecherin. Eine rechte Szene mit organisierter Struktur existiere dagegen nicht. Das will die NPD offenbar ändern.