Duisburg.. Nach dem Verbot von drei Nazi Gruppen, sieht sich die Duisburger “Kameradschaftliche Vereinigung Großenbaum/Rahm 1869“ zu Unrecht mit Neonazis in Verbindung gebracht. Veit Usath, Zweiter Vorsitzender, spricht über Vorurteile gegenüber seiner Kameradschaft.

In den letzten Wochen war mal wieder viel die Rede von braunen „Kameradschaften“, von Neonazis und engen Verbindungen zur NPD.

Nachdem NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) öffentlichkeitswirksam drei Nazi-Gruppen in Dortmund, Hamm und Aachen verboten hat, war auch die „Kameradschaftliche Vereinigung Großenbaum/Rahm 1869“ in Aufruhr – obwohl die mit der NS-Ideologie rein gar nichts zu tun hat: Die Mitglieder zogen sogar in Erwägung, den Namen zu ändern, um nicht mit Rechtsradikalen verwechselt zu werden. Veit Usath (63), Zweiter Vorsitzender, äußert sich im Gespräch mit dieser Zeitung über Vorurteile gegenüber seiner Kameradschaft, die einst als „Verein vaterländischer Krieger“ gegründet wurde.

Herr Usath, wie oft werden Sie darauf angesprochen, dass ihr Verein so heißt wie Nazi-Gruppen?

Veit Usath: Das ist ein Thema. Der Begriff „Kameradschaft“ ist negativ besetzt. Seit die Verbote durch die Presse gingen, kommen immer wieder Leute auf uns zu und fragen: Was seid ihr für ein Laden? Uns geht es darum, Traditionen wie den Volkstrauertag aufrecht zu erhalten. Mit dieser braunen Brut wollen wir nicht verglichen werden. Das ärgert mich ungemein, Wenn ich diese Hohlköpfe sehe, da kriege ich einen Hals.

Wie steht der Verein zur Umbenennung? Wenn Sie sich nicht mehr Kameradschaft nennen, gäbe es sicher weniger negative Assoziationen.

Usath: Die Idee gab es. Aber ich sage: Auf gar keinen Fall. Wir sind wir.

Wer sind Sie denn? Was macht einen Kriegerverein aus?

Usath: Wir unterstützen zum Beispiel Soldaten im Auslandseinsatz. Unsere Gründerväter hatten rein humanitäre Belange im Sinn. „Kriegerverein“ klingt auch zu paramilitärisch. Wir sind nicht mal Mitglied im Kyffhäuserbund. Das ist die Dachorganisation aller deutschen Kriegervereine. Der Kyffhäuserbund ist uns zu rechts, der ist uns nicht geheuer. Wir stehen aber dem Reservistenverband der Bundeswehr nahe.

Welche Rolle spielt das Soldatische für das Vereinsleben?

Usath: Von unseren 114 Mitgliedern sind mindestens 50 Prozent Gediente. Ich selbst bin zwölf Jahre Zeitsoldat gewesen, schon mein Großvater war Mitglied im Verein. Auf unserer Fahne, die wir auf Umzügen tragen, ist noch das Eiserne Kreuz drauf. Dass wir aber kein rechter Haufen sind, sieht man etwa daran, dass wir sogar ein Mitglied haben, das gebürtiger Inder ist.

Ist so ein Verein überhaupt noch zeitgemäß?

Usath: 2007 standen wir kurz vor dem Aus. Damals hatten wir nur noch 20 Mitglieder. Aber durch aktive Mund-zu-Mund-Propaganda sind wir in kurzer Zeit auf mehr als 100 Leute angewachsen. Wir sind einer der ältesten Vereine in Duisburg. Und wir werden im Süden immer mehr anerkannt.