Duisburg. In Duisburg wird ab jetzt gegessen, was aus der Tüte kommt. Denn seit dieser Woche liefert “KommtEssen“ frische Lebensmittel samt Rezept bis vor die Haustür. So kann man sich die Zutaten für ein Steinpilzrisotto direkt bestellen, ohne durch den Supermarkt zu rennen. Nur kochen muss man noch selbst.

Heutzutage lässt sich fast alles übers Internet bestellen und ins Haus liefern. Jetzt hat die Branche einen neuen Trend entdeckt: Diverse Anbieter liefern Tüten mit frischen Lebensmitteln samt Rezepten bis in die Küche. Wer bestellt, muss nur noch selbst kochen.

Gegessen wird, was aus der Tüte kommt. Drei Anbieter drängen jetzt auch in Duisburg auf den Markt, sie werben mit Sprüchen wie „Das Leben ist viel zu kurz, um immer stundenlang durch den Supermarkt zu rennen.“

„KommtEssen“ liefert das Essen aus der Tüte

Seit dieser Woche liefert „KommtEssen“ das Essen aus der Tüte auch in Duisburg. Inhaberin Lisa Rentrop erhebt für ihre Firma den Anspruch, das „Original“ zu sein. 2010 hat sie Geschäftsidee eines früheren Studienkollegen aus Schweden nach Deutschland importiert. „Zur Zielgruppe gehören vor allem berufstätige Paare mit Kindern, die wenig Zeit haben, sich aber gesund ernähren wollen.“

In der Tüte sind deshalb Zutaten für Mahlzeiten für vier Personen, die Menge ist exakt auf die Rezepte abgestimmt, alles sei vorher mit der Stoppuhr Probe gekocht worden. Nicht länger als 40 Minuten soll es dauern, bis das cremige Steinpilzrisotto oder das Apfelhühnchen mit Granatapfelsalat auf dem Tisch steht. „Und wer keine Kinder hat, nimmt sich die Reste am nächsten Tag mit ins Büro“, sagt Lisa Rentrop.

Die drei Anbieter im Überblick

Kommt Essen

Alle Tüten für 4 Personen, wahlweise mit 3 Gerichten (63 €), mit 4 Gerichten für Familien mit kleinen Kindern (63 €) oder 5 Mahlzeiten (87 €). Die erste Probe-Tüte gibt es für 39 €.

Lieferung kommt montags zwischen 17 und 22 Uhr, in der Startphase wird Duisburg nur alle zwei Wochen beliefert.

www.kommtessen.de

Hello Fresh

Verschiedene Boxen: Drei Mahlzeiten für 2 (39 €) oder 4 Personen (59 €) oder fünf Mahlzeiten für 2 (49 €) oder 4 Personen (89 €). Auch vegetarisch erhältlich.

Lieferung kommt mittwochs zwischen 8 und 12 Uhr mit UPS an die Wunschadresse.

Online-Bestellung über
www.hellofresh.de

Kochzauber

Drei verschiedene Boxen: 3 Gerichte für 2 Personen kosten 39 €, für 4 Personen 69 €, 4 Gerichte für Familien mit kleinen Kindern 69 €. Auch vegetarisch erhältlich. Laktose- oder glutenfreie Boxen kosten je 5 € Aufschlag.

Geliefert wird jeden Mittwoch zwischen 17 und 22 Uhr.

Online-Bestellung über www.kochzauber.de

Die Lebensmittel seien "Superfrisch"

„Superfrisch“ seien die Lebensmittel, meist aus biologischem Anbau, die Hamburger Geschäftsfrau arbeitet dafür mit Partnern vor Ort zusammen. Gepackt werden die Tüten für Duisburg in Köln, der Inhalt stammt aus einem alteingesessenen und Inhaber geführten Supermarkt, ein Logistiker aus Neuss liefert per Kühlwagen bis vor die Haustür.

Jeden Montag, zwischen 17 und 22 Uhr. Die Bequemlichkeit hat ihren Preis: Immerhin 4,35 Euro sind das pro Person und Gericht im günstigsten Fall.

Dass Duisburger besonders gerne Essen übers Internet bestellen, lässt sich allenfalls noch an der kürzlichen Auswertung einer Online-Bestellplattform erahnen, nach der Duisburg die höchste Pro-Kopf-Quote für online geordertes Fast-Food, sprich Pizza und Pasta, hält. Was aber Lisa Rentrop darauf gebracht hat, die Duisburger mit Rezepten und Zutaten zu beliefern, war die Nachfrage auf der eigenen Internetseite: Dort hätten Duisburger Interesse angemeldet.

Der Kundenstamm ist noch überschaubar

„Sie gehören jetzt zu den Erstkunden.“ Noch ist der Kundenstamm überschaubar, die Konkurrenz wird derweil größer. Rentrop, die in 30 Städte liefert, macht deshalb auch ein Geheimnis um ihre Kunden-, Mitarbeiter- und Geschäftszahlen. „Was ich sagen kann ist, dass wir seit dem letzten Jahr profitabel sind. Weil wir die hohe Qualität gewährleisten wollen, wachsen wir langsam, aber beständig.“ Die Konkurrenz sitze meist in Berlin, liefere von dort aus und unterstütze eben keine regionalen Läden und Produkte.

Importierte die Geschäftsidee 2010 aus Schweden: Lisa Rentrop
Importierte die Geschäftsidee 2010 aus Schweden: Lisa Rentrop

Einer der Konkurrenten ist „Hellofresh“, erst im Dezember 2011 gegründet, aber nach eigenen Angaben der führende Online-Versand von Rezeptideen und Lebensmitteln in Europa. „Unser Ziel ist es, den Umsatz im kommenden Jahr zu verzehnfachen und das Produkt weiter massenmarkttauglich zu gestalten“, erklärt Gründer Dominik Richter. Dafür schießt der neue Investor, die Vorwerk-Gruppe, einen „hohen siebenstelligen Betrag“ in den Ausbau. Seit einem halben Jahr liefert das junge Start-Up deutschlandweit, vor kurzem wurde die millionste Mahlzeit vor eine Haustür gestellt. Duisburger können sich die Tüten in Kühlboxen per UPS liefern lassen.

Nicht die letzten Anbieter

Auch „Kochzauber“ aus Berlin, erst Anfang 2012 von Steffi Keuler und Frederic Knaudt gegründet, liefert inzwischen bundesweit aus. Die Lebensmittel kommen von Großhändlern aus Berlin und Brandenburg, gepackt wird alles bei der Firma in der Hauptstadt. Das wolle man nicht Externen überlassen, heißt es. Auch hier stehen drei Boxen mit einer unterschiedlichen Zahl an Mahlzeiten zur Auswahl, selbst für den Valentinstag lässt sich ein Drei-Gänge-Menü samt Blumenbouquet und einer Flasche Rotwein bestellen. Stolzer Preis: 64 Euro.

Es werden wohl nicht die letzten Anbieter auf dem Koch-Abo-Markt bleiben. Weitere Jungunternehmen, vornehmlich aus Berlin, vertrösten auf die Nachfrage, ob sie denn auch nach Duisburg liefern, mit der Bitte „noch etwas Geduld zu haben“. In den nächsten Monaten werde sich sicher noch viel tun, heißt es.