Duisburg. . Was sich in Cafés zum Renner entwickelt, sorgt andernorts für jede Menge Ärger und hohe Kosten. Jugendliche Bubble-Tea-Trinker bespucken die Wände der Duisburger U-Bahnhöfe. Diese müssen nun aufwändig während der Nachtstunden gereinigt werden.
Der erste Eindruck zählt. Das dürfte vor allem für auswärtige Gäste gelten. Wer sich Duisburg allerdings per U-Bahn nähert und am König-Heinrich-Platz aussteigt, dem dürfte erst einmal der Appetit vergehen.
Während sich überirdisch die Sonne in den blank gewienerten Fensterscheiben von Forum und City-Palais spiegelt, bleibt unterirdisch weniger Ansehnliches. Die Spiegelwände im U-Bahnhof sehen aus, als hätten es Tauben allen Naturgesetzen zum Trotz geschafft, im Tiefflug ihre Hinterlassenschaft im rechten Winkel an die Wand zu kleistern. Doch diesmal trifft die Ratten der Lüfte keine Schuld. Ursache für die eklige Visitenkarte der Stadt ist ein Getränk, dass sich zunehmender Beliebtheit erfreut.
„Bubble Tea“ heißt das neumodische Gesöff, das in großen Bechern mit Strohhalm verkauft wird. Vor manchen Verkaufstheken bilden sich inzwischen Warteschlangen, auch die Fast-Food-Ketten haben den sirupsüßen und bis zu eintausend Kalorien schweren Trend aus Fernost entdeckt. Der Name täuscht, der Tee dient nur als Basis, die mit Milch und Fruchtsirup versetzte Flüssigkeit enthält kleine Kügelchen aus Speisestärke, die zuvor so lange gekocht werden, bis sie zäh sind wie Kaugummi. Und diese kleine Kügelchen finden sich eben immer öfter auch auf Glas- und Fensterscheiben im öffentlichen Raum wieder - das Spuckrohr für rücksichtslose Jugendliche gibt’s in Form des Strohhalms ja quasi gleich dazu.
Anrufe von erbosten Lesern
Auf Seite der Betroffenen will sich eigentlich niemand so recht äußern. Schließlich will man alle, die die Kügelchen bisher ordnungsgemäß herunterschlucken, nicht noch auf dumme Gedanken bringen. Dafür regen sich die Leute auf, die den Anblick der gezuckerten Speisestärke auf den Scheiben ertragen müssen. Auch in der Redaktion gab es Anrufe von erbosten Lesern, die über die „Widerlichkeit“ schimpften. Und besonders schlimm ist es eben auf den sonst so blank gewienerten Spiegelscheiben im zentral gelegenen U-Bahnhof unter der Königstraße.
„Ich habe von diesem Getränk gehört, aber mich bisher erfolgreich geweigert, es zu mir zu nehmen“, unkt Helmut Schoofs, Sprecher der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG). Die Folgen des „traurigerweise abgeänderten Zwecks“ seien aber dann weniger lustig. Denn eigentlich wird die Spiegelfläche an der U-Bahn-Station nur einmal im Jahr grundgereinigt. Doch Schoofs verspricht: „Wir werden uns dort nächste Woche an die Reinigung machen“.
Viel Arbeit, viel Geld
Das ist gleichzeitig mit viel Arbeit und hohen Kosten verbunden: Weil sich die Scheiben hinter den Gleisen befinden, darf nur geputzt werden, wenn keine U-Bahnen fahren. Maximal drei Stunden bleiben zwischen der ersten und letzten Bahn. „Wir haben dafür drei Nächte angesetzt“, sagt Schoofs. „Es ist ein erheblicher Aufwand“. Bleibt zu hoffen, dass danach nicht wieder irgendwelche Idioten auf dumme Gedanken kommen.