Duisburg. . Am 20. Dezember entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss über die künftige Bedarfsplanung bei Facharztpraxen. Die Psychotherapeuten-Kammer NRW schlägt schon jetzt Alarm. Sie fürchtet, dass in Duisburg 17 Praxen schließen müssen.
17 psychotherapeutische Praxen sollen in Duisburg auslaufen, das befürchtet die Psychotherapeuten-Kammer NRW. Die endgültige Entscheidung fällt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-Ba) nächste Woche.
Der G-Ba ist das zentrale Entscheidungsgremium für die medizinische Versorgung, es setzt gesetzliche Vorgaben durch Richtlinien um. Zum 1. Januar 2013 soll die Bedarfsplanung aktualisiert werden, sollen ländliche unterversorgte Bereiche langfristig mit Fachärzten gestärkt werden – auf Kosten überversorgter Städte. „Bundesweit müssen 5700 Praxen in Städten schließen“, befürchtet Monika Konitzer, die Präsidentin der Psychotherapeuten-Kammer NRW.
Sonderregion Ruhrgebiet
Duisburg ist aber keine Stadt – jedenfalls nicht bei dieser Berechnung, wie die Kammer erklärt. Duisburg gehört zur „Sonderregion Ruhrgebiet“ und hat nach dieser Logik sogar weniger Praxen als der unterversorgte ländliche Bereich. Dr. Peter Schmalz, Duisburger Psychoanalytiker, kann darüber nur den Kopf schütteln: „Als wären die Menschen hier weniger depressiv.“
In Zahlen (laut Psychotherapeutenkammer): In Duisburg kommen aktuell 6200 Patienten auf einen Therapeuten, in Düsseldorf, die Großstadt sein darf, sind es 2200. Das Verhältnis wirkt sich natürlich auf die Wartezeit aus. In Duisburg sind es 16,4 Wochen, in Düsseldorf 9,2 Wochen, im ländlichen Bereich im Schnitt 14,5 Wochen des Ausharrens. 79 Praxen haben in Duisburg eine Zulassung für gesetzlich Krankenversicherte. Der Altersschnitt ist relativ hoch. Über Arbeitsmangel kann sich keiner beklagen.
Umsetzung dauert Jahre
Nach Einschätzung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein wird das auch weiter so sein. Sie hält die Befürchtung der Psychotherapeutenkammer für überzogen. Die Umsetzung der Richtlinien dauere Jahre, „wir können ja niemanden enteignen“, erklärt Karin Hamacher. Die KV Nordrhein müsse also Praxen aufkaufen – und dem seien finanzielle Grenzen gesetzt. Insgesamt sieht die KV die Bedarfsplanung, die im Detail noch als geheime Verschlusssache gilt, positiv. „Es soll kleinräumiger werden. Ärzte sollen besser gesteuert werden können, damit nicht alle in vermeintlich lukrativere Stadtteile ziehen.“
Der Leiter des Duisburger Gesundheitsamtes ist jedenfalls entspannt: „Wenn es Anzeichen gibt, dass die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr sichergestellt wäre, dann wäre das Gesundheitsamt gefragt“, sagt Dr. Rolf Behler. Das sei aber im Moment nicht abzusehen.