Duisburg. . Das Service-Center des Jobcenters in Duisburg sei maßlos überlastet, so ein Insider. Die Mitarbeiter seien “nervlich völlig am Ende.“ Schuld daran sei das geforderte Pensum: 80 Kundengespräche sind pro Arbeitszeit vorgesehen. Für die Nachbearbeitung bleibe nur wenig Zeit
„Der Einsatz auf einer Galeere ist dagegen ein Wochenendausflug“ – mit diesem drastischen Satz beschreibt ein Insider (Name der Redaktion bekannt) die Arbeitssituation im Service-Center des Jobcenters: „Die Mitarbeiter sind maßlos überlastet.“
80 Gespräche pro Arbeitszeit
Das Service-Center sei mittlerweile nicht nur für das Duisburger Jobcenter zuständig, sondern zum Beispiel auch für Aachen, Mettmann oder Bochum. Über ihren PC haben die Mitarbeiter Zugriff auf alle Daten der Jobcenter-Kunden ihres Bereichs. „Für die Bearbeitung eines Anrufs haben sie drei Minuten Zeit.
Dann erscheint schon ein Hinweis auf dem Bildschirm, das Gespräch zu beenden.“ 80 Gespräche müssten während der Arbeitszeit abgewickelt werden, für die Nachbearbeitung bleibe nur wenig Zeit. „Wer den Kunden nicht mindestens dreimal mit seinem Namen angesprochen hat, bekommt Probleme“, lautet ein weiterer Vorwurf.
Nervlich am Ende
Der Krankenstand in dem Service-Center sei enorm, so der Kenner. „Einige Mitarbeiter sind nervlich völlig am Ende.“ Weiterer Druck auf einige Mitarbeiter entstehe durch befristete Verträge, es herrsche eine große Fluktuation. „Dabei müssen sie alle Fragen zum Thema Hartz IV beantworten können.“ Dass selbst Mitarbeiter mit einem „ruhigen“ Schreibtischjob – sofern es den im Jobcenter überhaupt gibt – das nicht immer können, würden erfolgreiche Einsprüche gegen Bescheide und die notwendige Arbeit von Ombudsleuten zeigen.
100 Mitarbeiter für 11 Jobcenter
Im Service-Center, das in Duisburg angesiedelt ist, arbeiten zurzeit rund 100 Mitarbeiter. Ein Teil hat befristete Verträge, maximal auf zwei Jahre.
Zuständig ist das Center für Duisburg, Düsseldorf, Krefeld, Bochum, Mettmann, Köln, Rhein-Sieg-Kreis, Euskirchen, Neuss, Remscheid und Herne.
Das Service-Center des Jobcenters gehört organisatorisch zur Regionaldirektion der Agentur für Arbeit. Hans-Georg Grein, Sprecher der Duisburger Agentur, weist derartige Vorwürfe zurück: „Natürlich herrscht ein gewisser Zeitdruck, damit die Warteschleife für die Kunden nicht zu lang wird. Es gibt aber keine „rote Ampel’.“ Es sollen keine episch langen Gespräche geführt werden. „Manchmal ist es besser, wenn ein Rückruf erfolgt.“ Bei langen Gespräche haken sich Teamleiter schon mal ein.
Höherer Krankenstand
„Der Krankenstand liegt etwas höher als in anderen Bereichen. Das liegt jedoch eher an der Situation eines klimatisierten Großraumbüros.“ Personell eng werde es immer dann, wenn die Aufgaben auch von anderen Jobcentern gebucht werden.
„So schnell können wir fachlichen Nachwuchs nicht heranbilden, weshalb wir Kräfte auch befristet anstellen. In dem Service-Center arbeiten aber überwiegend fest angestellte Mitarbeiter“, erklärt Hans-Georg Grein. „Klagen über die Arbeitssituation sind uns aktuell nicht bekannt.“