IG Metall wirft Hafen-Chef Staake vor, Tariferhöhungen zu verhindern
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Duisburg. . Der erfolgreiche Chef des Duisburger Hafens, Erich Staake, verdient mit 634.500 Euro „mehr als das Doppelte von Bundeskanzlerin Angela Merkel“, wie die IG Metall ausgerechnet hat. Die Gewerkschaft macht Front gegen Staake, weil der sich gegen Einkommenserhöhungen für seine Mitarbeiter wehre.
An der Erfolgsbilanz gibt es wenig zu rütteln. Die Branche belohnte Hafen-Chef Erich Staake in diesem Jahr mit dem Europäischen Binnenschifffahrtspreis, bereits im Sommer hatte ihm ein Logistik-Magazin den Titel „Manager des Jahres“ zugedacht. Und auch Staake selbst preist bei öffentlichen Auftritten gerne seine Regie bei der „erfolgreichsten Logistik-Entwicklung in Europa“: 70 Unternehmen hätten sich in den vergangenen 14 Jahren im Duisburger Hafen angesiedelt, die Hälfte davon aus dem Ausland, 30 Hektar werden pro Jahr vermarktet, erklärte er unlängst in Düsseldorf, als er mit dem Autokonzern Audi das nächste namhafte Unternehmen nach Duisburg lockte. Staake, der frühere RTL-Manager, ist erfolgreich, unumstritten ist er deshalb nicht.
„Mehr als Merkel“
Vor allem nicht auf Seiten der Gewerkschaft, die den Vorstandsvorsitzenden der Duisport AG jetzt heftig angreift. Bei der IG Metall gebe es schon lange Unmut gegen Staake, das „Fass zum Überlaufen“ habe aber die Berichterstattung über die Jahresgehälter der Kommunal-Manager gebracht, die die NRZ bereits im Oktober veröffentlicht hatte. Jetzt haben die Metaller aus Duisburg und am Niederrhein bei ihrer Delegiertenversammlung einstimmig eine Resolution beschlossen. Titel: „Hauptsache in die eigene Tasche – IG Metall kritisiert den Kommunalmanager Erich Staake“.
Damit solle der breite Unmut innerhalb der IG Metall „über das gegensätzliche Verhalten“ von Staake deutlich gemacht werden, teilte der Erste Bevollmächtigte Jürgen Dudzek jetzt mit. Mit „Entsetzten“ habe die Gewerkschaft die Spitzengehälter für die Kommunal-Manager im Ruhrgebiet zur Kenntnis genommen, an der Spitze stehe Erich Staake mit einem Jahressalär von 634.500 Euro. „Mehr als das Doppelte von Bundeskanzlerin Angela Merkel“ hat die IG Metall ausgerechnet und in ihrer Resolution festgehalten. Was die Gewerkschafter dabei auf die Palme bringt: Staake würde sich gleichzeitig vehement gegen Einkommenserhöhungen für seine Mitarbeiter wehren, wolle von Tariferhöhungen nichts wissen und tue „alles, um eine Interessenvertretung zu schwächen“.
Das verdienen die Manager der Stadt Duisburg
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Es geht bei den Vorwürfen um die Hafen-Gesellschaft „duisport packing logistics GmbH“ (dpl), deren Geschäftsführer Staake ist und die mit 280 Mitarbeitern Güter und Maschinen verpackt, die nicht in Container passen. Staake hatte der stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden fristlos gekündigt, laut IG Metall wegen „eines angeblichen Arbeitszeitbetruges“. Das Arbeitsgericht in Duisburg und das Landesarbeitsgericht in Düsseldorf hätten allerdings die Kündigung verworfen. Eine Revision sei ausdrücklich nicht zugelassen worden, dennoch wolle Staake jetzt vor dem Bundesarbeitsgericht in Erfurt weiter prozessieren.
Bei der Hafen AG bewertet man die Sachlage freilich ganz anders. „Grundsätzlich wird arbeitsrechtliches Fehlverhalten im Interesse aller Mitarbeiter ohne Ansehen von Person oder Funktion eingehend überprüft. Hierbei kommt auch Mitgliedern des Betriebsrates kein Sonderstatus zu“, sagte Personal-Vorstand Markus Bangen der NRZ.
„Betriebsrat ohne Sonderstatus“
„Darauf basierende Vorwürfe einer Schwächung der Interessenvertretung durch IG Metall und Betriebsrat sind daher abwegig und entbehren jeglicher Grundlage.“ Die Behauptung der Gewerkschaft, dass das Unternehmen eine Tarifbindung der Mitarbeiter verhindern wolle, sei „schlicht falsch“, weil die dpl und die IG Metall seit Jahren durch einen Tarifvertrag verbunden seien, sagt Bangen.
Bei den laufenden Tarifverhandlungen habe die IG Metall zunächst eine angebotene Entgeltverbesserung für 2012 abgelehnt. „Damit hat sie den Mitarbeitern bewusst eine Nullrunde zugemutet“, so Personal-Vorstand Bangen. Zudem habe die Gewerkschaft den bestehenden Tarifvertrag einseitig zum Jahresende gekündigt. „Nunmehr versucht man offenkundig, dieses konzeptlose und für die Mitarbeiter der dpl nachteilige Vorgehen gegenüber den eigenen Mitgliedern durch die Anzettelung einer äußerst niveaulosen Neid-Debatte zu kaschieren“.
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