Duisburg. . Noch bevor Joachim Gauck Duisburg erreichte, kritisierte der “Klüngelklub Hochfeld“ die Organisatoren seines Antrittsbesuches. Sie hatten ihm die “desolate soziale Lage“ im Problemviertel zeigen wollen. Nun werfen sie Bundespräsidialamt und Staatskanzlei Ignoranz vor, der Stadtspitze Versagen.
Am Montagnachmittag besucht Bundespräsident Joachim Gauck gemeinsam mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Rahmen seines Antrittsbesuches in NRW das Familienzentrum Immendal in Duisburg-Hochfeld. Noch vor Gaucks Duisburg-Visite meldeten sich enttäuschte Duisburger zu Wort.
Der "Klüngelklub Hochfeld", eine Initiative von Hauseigentümern, die zumeist selbst im Viertel wohnen und sich dort engagieren, hatten Mitarbeitern des Bundespräsidialamtes nach eigenen Angaben angeboten, dem Staatsoberhaupt "die desolate soziale Lage im Stadtteil vor Augen zu führen, um die Verbesserung der Integrationsbemühungen zu erwirken". Der per Pressemitteilung verbreitete Vorwurf des Klüngelklubs gegen die Organisatoren der präsidialen Rundfahrt an Rhein und Ruhr: "Unser Angebot (...) wurde von den Zuständigen nicht mal abgesagt. Zu groß wohl die Furcht, der Bundespräsident könnte etwas von den Duisburger Problemen bemerken."
"So sauber waren die Straßen die letzten zehn Jahren nicht!"
Stattdessen, so schreiben Thomas Rensing und Franz Beuels für die Initiative, zeige Duisburgs OB Sören Link dem Bundespräsidenten eine "Mustereinrichtung": "Die besuchte Straße ist hermetisch abgesperrt, als habe der Präsident Angst vor seinen Bürgern." Die Duisburger Stadtspitze, so die beiden weiter, habe möglicherweise ein "Interesse an der Verschleierung der Wahrheit. Möchte Sie vermeiden, dass die eigenen Versäumnisse offenbar werden? So sauber waren die Straßen die letzten zehn Jahren nicht!"
Der Klüngelklub sei "enttäuscht von der Ignoranz der Düsseldorfer Staatskanzlei sowie des Präsidialamtes, die uns ebenso wie die Bundesregierung ignorieren. Wir sind ebenso enttäuscht von OB Sören Link. Wir hatten nach Adolf Sauerland eine Verbesserung erwartet."
Mit der Kritik an den Veranstaltern verbindet die Initiative die Forderung an die "Bundesrepublik Deutschland, den Kommunen zusätzliche Mittel zur Hand zu geben, um die Probleme der Armutswanderung reduzieren zu können."
Verwahrloste Kinder, soziale Ausbeutung, Prostitution
Seit etwa 2009 ist Hochfeld Anlaufpunkt von Flüchtlingen aus Rumänien und Bulgarien. Mitte 2011 lebten schätzungsweise 4000 Roma in Hochfeld: oft mit vielen Menschen in kleinen, überteuerten Wohnungen.
Mit der Zahl der Zuwanderer wuchsen die Probleme: Prostitution, verwahrloste Kinder, Kriminalität, soziale Ausbeutung, der Lärm und der Müll bringt Nachbarn auf die Barrikaden. Mitte 2011 schrieben organisierte Bürger einen Brandbrief.
Öffentliche Diskussionen in der Pauluskirche offenbarten: Die Hochfelder fühlen sich von Politik und Behörden allein gelassen. Das "Handlungskonzept" der Stadt ist für viele eine "Frechheit". Hochfeld ist aber auch Ausflugsort: Der Rheinpark lockt Spaziergänger, Biker, Skater und Familien.