Duisburg. Bundespräsident Joachim Gauck ist auf Antrittsbesuch in NRW. Duisburg ist nach Düsseldorf und Bottrop dritte Station bei der Visite des Staatsoberhaupts. Am Nachmittag informiert sich Gauck in Hochfeld über das Familienprojekt „Kein Kind zurücklassen“, am Abend gibt es einen Bürgerempfang im Landschaftspark.
Bundespräsident Joachim Gauck ist am Montag in NRW unterwegs. Am Morgen ist Gauck in einer Sondermaschine in Düsseldorf gelandet. Dort wurde er von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft begrüßt. Anders als angekündigt ist Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt nicht dabei. Sie musste die Reise wegen einer Erkrankung absagen.
Zunächst ging es für den Bundespräsidenten in die Landeshauptstadt, wo der 72-Jährige der Düsseldorfer Staatskanzlei, dem Landtag und dem Rathaus einen Besuch abstattete. Am Mittag ging es für das Staatsoberhaupt dann weiter nach Bottrop, wo Gauck sich über das Projekt „Innovation City Ruhr“ informiert.
Duisburg ist am Nachmittag dann die letzte Station des Antrittsbesuchs im größten Bundesland. In Hochfeld besucht Gauck zusammen mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft das Familienzentrum Immendal. Mit Sylvia Rehage, die die Einrichtung leitet, spricht der Bundespräsident dann über das Modell-Projekt „Kein Kind zurücklassen“. gegen viertel vor vier hat sich vom Duisburger Rathaus ein Bus mit Journalisten auf den Weg nach Hochfeld gemacht, die über den Besucht berichten wollen. Bevor die Berichterstatter einsteigen durften, hat ein Schäferhund Taschen und Kameras kontrolliert. "An jeder Kreuzung stehen Motorradpolizisten und auch die Autobahn ist gesperrt, damit der Präsident freie Fahrt hat", berichtet eine Kollegin aus dem Bus.
Klüngelklub kritisiert Besuch in "Mustereinrichtung"
Unterdessen ist am Immendal selbst, hier befindet sich das Familienzentrum, das Gauck besucht, noch recht wenig los. Kein Wunder, die Polizei hat schließlich die ganze Straße abgesperrt. An der Barriere warten nur wenige Schaulustige und ein Fernsehteam. Ansonsten gibt es nur einen Willkommensgruß auf einem über einem Zaun hängendem Laken zu bestaunen.
Kurz vor dem Präsidenten-Besuch hat der Klüngelklub Hochfeld, eine Hauseigentümer-Initiative aus dem Stadtteil, eine Erklärung an die Medien verschickt. So hatten sich die Hochfelder zunächst über die Visite in ihrem Stadtteil gefreut, wurden dann aber enttäuscht, weil Sie das Staatsoberhaupt nicht selbst auf die Probleme in Hochfeld aufmerksam machen dürfen. "Stattdessen wird ihm eine Mustereinrichtung vorgezeigt", so die Kritik der Initiative (die Erklärung finden Sie auch als pdf-Download neben diesem Artikel). Als Form des Protests hat der Klub außerdem ein großes Banner vorm Familienzentrums aufgehängt. Darauf zu lesen ist ein Zitat des Präsidenten aus seinem Plädoyer zur "Freiheit".
Kolonne fährt pünktlich in Hochfeld vor
Gegen viertel nach vier, Duisburgs OB Sören ist gerade vorgefahren, macht die Polizei die Absperrungen auch für Anwohner dicht. Jetzt kommt niemand mehr rein in den Immendal, da nutzt auch der lautstarke Protest einer Anwohnerin nichts. Pünktlich um 16.30 Uhr fährt der Präsident schließlich am Familienzentrum vor, vor ihm drei schwere Autos, dahinter noch einmal drei. Außerdem sichern Motorräder den Konvoi. Empfangen wird der Ehrengast, der von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft begleitet wird, von OB Sören Link, MdB Bärbel Bas und Jugendamtsleiter Thomas Krützberg.
Mit Sylvia Rehage, die die Einrichtung leitet, spricht Gauck im Grünen Haus über das Modell-Projekt „Kein Kind zurücklassen“ sprechen. Zunächst mussten aber, nach den obligatorischen Fotos, alle Journalisten das Zentrum verlassen. Um das Familienzentrum herrscht nahezu gespenstische Ruhe. "Nur ein wenig Großstadt-Gemurmel ist im Hintergrund zu hören", beschreibt die Kollegin die Situation vor Ort.
Joachim Gauck verquatscht sich
Währenddessen im Bewegungsraum der Einrichtung: Gauck klatscht alle Kinder ab. Er bekommt selbst gemalte Bilder und ein Ständchen dargebracht: "Guten Abend, Guten Abend" singen die Kinder, von der Gitarre begleitet, klatschen und wackeln mit den Hüften. Dann folgt die nächste kleine Gesprächsrunde. Bevor der Gast rüber ins Streetwork-Café geht und sich dort mit Sozialarbeitern, Vertretern des Stadtteiltreffs und der Internationalen Initiative unterhält, verabschiedet Gauck sich mit einem lauten "Tschüss". Der bisherige Ablaufplan ist schon hinfällig, denn Gauck hat sich schon doppelt so lang als eigentlich geplant unterhalten. Bei den Jugendlichen hat er sich offensichtlich auch noch einmal verquatscht.
Kurz vor 18 Uhr, 20 Minuten später als geplant, geht's dann weiter. Noch schnell in den Duisburger Hof in der Innenstadt. Das Abendessen fällt wegen der intensiven Gespräche in Hochfeld jedoch deutlich kürzer aus als geplant, schließlich sollte schon um 19.15 Uhr der Bürgerempfang im Landschaftspark Nord beginnen. (mawo, aka, debec)