Duisburg. .
Die Besten der Besten waren gestern in Duisburg: Beim „Mühlen-Masters“ gingen die zehn jahrgangsbesten Müllergesellen aus allen Teilen Deutschlands und auch aus der Schweiz ins Rennen um den Titel. Ort des Geschehens: die Plange-Mühle in Homberg.
Zweitgrößte Mühle
„Wir sind die zweitgrößte Mühle Hollands“, erklärte Jürgen Plange, in siebter Generation Müller und Prokurist des Unternehmens, das zur Neusser Werhahn-Gruppe gehört. Die Mühle wurde 1907 gebaut, immer wieder erweitert, 2002 um ein modernes Labor, das gestern eine von fünf Etappen war, an denen der Nachwuchs zeigen konnte, was den besten „Verfahrenstechnologen in der Mühlen- und Futtermittelwirtschaft“ auszeichnet.
Getreide aus der Region, Ostdeutschland und Fankreich
630 Tonnen Weizen und Roggen werden täglich in Homberg gemahlen. Das Getreide kommt aus der Region, aus Ostdeutschland und Frankreich. Ein eigener Schiffsanleger liegt im Schatten der hochaufragenden Betonsilos am Rhein. Produziert werden Mehl und Vollkornmehl sowie Schrote für Schwarzbrot. Die Produktion wird ins Rheinland geliefert, aber auch in erheblichem Umfang in die Niederlande (siehe oben). 20 Mitarbeiter beschäftigt die Plange-Mühle.
Stählerne Mahlwalzen haben längst die Mühlsteine abgelöst, und zwar schon deutlich früher, als es die deutsche Literatur vermuten lässt. Plange: „Steine sind schon 1840 altmodisch geworden. Wilhelm Busch hat eine veraltete Technik beschrieben.“
Technik pur
Auch das Bild von staubiger Arbeit ist von gestern: In den Fußböden der Plange-Mühle kann man sich spiegeln, Mehl ist nur im geschlossenen System von Röhren zu sehen, die die einzelnen Verarbeitungsstufen verbinden. Eine moderne Mühle ist Technik pur. So erkennt etwa ein Scanner im rasenden Getreidestrom auf dem Weg zur Mühlwalze jedes dunkle Korn, das umgehend von einer hochpräzisen Luftdüse herausgepustet wird. Und zwar nur dieses Korn.
„Wir suchen händeringend Nachwuchs“, so gestern Andreas Bolte vom Verband Deutscher Mühlen (VDM). 6000 Beschäftigte in 580 Betrieben zählt die Branche, davon 300 Azubis, und deren Zukunftsaussichten seien gut: „Das Produkt wird gebraucht.“
Nachwuchs kommt aus Familienbetrieben
Bei Beat Halter, 20 Jahre alt und Schweizer, liegt die Müllerei in der Familie. Ihn reize aber auch die Vielfalt, berichtete er gestern bei Plange: „Mechaniker, Elektriker, Labor, es hat von allem etwas.“ Johann Gfaller, 23-jähriger Bayer, will „in vierter oder fünfter Generation“ die Mühle übernehmen, die seit 1880 in Familienbesitz ist. Jeder zweite Auszubildende, so Bolte, stamme aus Familienbetrieben. Voraussetzung für die Lehre: guter Haupt- oder Realschulabschluss, Interesse an Physik, Biologie und Mathematik.