Huckingen.
Mühlen waren die „Industrieanlagen“ des Mittelalters – mit dem Unterschied zu heute, dass die jeweiligen Grundherren meist einen Mahlzwang für die Bauern verhängten, um sich die entsprechenden Einkünfte zu sichern. So eine Mühle war die Sandmühle an der Düsseldorfer Landstraße.
Ihren Namen hat sie allerdings nicht daher, dass dort etwa Sand gemahlen worden wäre. Der bildete vielmehr die Grundlage für den angrenzenden Heidberg. Und nach ihm wurde sie benannt.
Die Sandmühle war eine Getreidemühle. Ihr heutiges Fachwerkgebäude ist etwa 700 Jahre alt, geht im Kern auf einen Wiederaufbau im Jahre 1685 zurück. Aber sie steht auf Grundmauern von 1,20 Meter Dicke, die aus dem 12. Jahrhundert stammen. Mühlsteinreste, die man bei der Restaurierung Anfang der 1990er Jahre fand, gehen sogar auf das 11. Jahrhundert zurück.
Allerdings war die Sandmühle ursprünglich ein Adelssitz. Wann daraus eine Wassermühle wurde, ist nicht bekannt. Fest steht nur, dass die Ritter von Winkelhausen 1404, 1448 und 1450 einen Mahlzwang verhängt hatten. Allerdings kann davon auch ein anderes Mühlengebäude an anderer Stelle profitiert haben.
Vermutlich wurde das Wasser der Anger einmal um diesen Adelssitz herumgeleitet, so dass ein Schutzgraben entstand. Denn die Anger selbst verlief damals noch weiter östlich als heute.
Als Mühle besaß die Sandmühle gleich zwei Mahlwerke, deren Schaufeln in das Gewässer eintauchten, um Wasser zu schöpfen. Das dazu erforderliche Stauwehr hat 1,20 Meter dicke Mauern.
1913 wurden die Mühlenräder durch eine Turbine ersetzt. Damit die sich nicht so schnell durch Schmutz zusetzte, wurde das ruhig gewordene Gewässer überbaut.
Da nach der Umleitung der Anger in den Neuen Angerbach 1926 noch weniger Wasser zur Verfügung stand, wurde die Mühle fortan elektrisch betrieben. 1956 wurde ihr Betrieb ganz eingestellt.
1994 wurde die Staumauer abgerissen. Damit blieb vom früheren Eindruck der rauschenden Wassermühle nichts mehr erhalten.
Zum historischen Ensemble, in dem man sich die Sandmühle denken muss, gehört der aus dem 11. Jahrhundert stammende Wohnturm vom Steinhof weiter nördlich, damals möglicherweise willkommener Rastplatz bei der Tagesreise von Duisburg nach Kaiserswerth. Dazu gehört aber auch das auf einer Anhöhe auf der anderen Seite der Anger weiter südlich gelegene Gut Kesselsberg. Es weist eine 1200-jährige Geschichte auf. Dazwischen befand sich, direkt an der Anger gelegen, die Winkelhauser Ölmühle, ebenfalls eine Wassermühle, mit der bis Anfang des 19. Jahrhunderts Rapsöl gepresst wurde. Schließlich befindet sich bis heute etwas angeraufwärts der Rittersitz Gut Groß Winkelhausen, der bereits im 12. Jahrhundert erwähnt wird.