Duisburg. . Laut Schuldneratlas sind in Duisburg 60.000 Menschen verschuldet. Die Awo-Schuldnerberatung bietet mit der Immobilien-Schuldnerberatung einen zusätzlichen Service an.
Vom Typ her ähneln sie tatsächlich Peter Zwegat, dem Schuldnerberater aus dem Fernsehen: Sie sind älteren Semesters, wirken sehr seriös, vertrauenserweckend und haben einen scharfen Blick für Zahlen.
Die vier Senior-Experten, die in Duisburg in die Krise geratenen Immobilienbesitzern kostenlos und ehrenamtlich unter die Arme greifen, kommen allerdings ohne Flip-Chart aus. Dafür brauchen sie länger als 45 Fernsehminuten - und nicht immer gibt es ein Happy End.
Auf Augenhöhe verhandeln
Die vier Senior-Experten Hans-Peter Golinski, Kurt Reichart, Karl-Friedrich Schwerdtfeger und Hartmut Zimmer kommen zu den Familien ins Haus, sichten die Unterlagen, müssen oft erst mal Ordnung schaffen, weil die Betroffenen vor lauter Angst keine Briefe mehr geöffnet haben. Steht die Übersicht mit den Ein- und Ausgaben, werden die Einsparpotenziale ermittelt und Gespräche mit den Gläubigern geführt, um Zwangsmaßnahmen zu stoppen.
Besonders bei Banken hat es einen positiven Nebeneffekt, wenn die vier Rentner, die früher Geschäftsstellenleiter oder Abteilungsleiter bei der Sparkasse waren, auf Augenhöhe mit den Beratern verhandeln. Sie holen bessere Konditionen raus, ziehen auch mal einen Schlussstrich unter Rückzahlungsversuche, die nicht mal die Zinsen decken, und vermitteln nötigenfalls auch eine Privatinsolvenz. Monate, mitunter Jahre dauert der Prozess für alle Beteiligten.
Oft sind Kinder mit betroffen
Duisburg nimmt im Schuldenatlas mit den meisten überschuldeten Haushalten in einer deutschen Großstadt eine bedauerliche Spitzenposition ein, sagt Dirk Franke von der Awo-Integrations gGmbH, die in Duisburg seit über 20 Jahren eine Schuldnerberatung anbietet. Über 60.000 der über 18-Jährigen sind überschuldet, können also ihre Verbindlichkeiten mit ihrem Einkommen nicht tilgen.
Und in 70 Prozent der Haushalte sind Kinder mit betroffen, erzählt Franke. Im letzten Jahr wurden über 1.000 Betroffene beraten, die insgesamt über 38 Mio Euro Schulden hatten, im Schnitt 39.000 Euro pro Familie. Rausgerechnet sind die Fälle, bei denen es um Eigentum geht.
Hemmungen überwinden
Die Hemmung, eine Schuldnerberatung aufzusuchen, ist groß. „Aber spätestens, wenn man anfängt zu jonglieren, wenn man Miete oder Strom nicht mehr zahlen kann, sollte man hingehen“, mahnt Dirk Franke. In Duisburg würden manche Familien seit Monaten ohne Strom leben, „das kann man sich als Otto-Normalverbraucher gar nicht vorstellen“. Die stetig steigenden Energiekosten, Arbeitslosigkeit, Scheidung, Frühverrentung - all das seien Risikofaktoren.
Die Awo-Schuldnerberatung ist in Marxloh auf der Kopernikusstr. 110. Sie hilft bei der Entwicklung realistischer Zahlungskonzepte und prüft Ansprüche auf Sozialleistungen.
Anmeldung unter 0203/ 595674, E-Mail: schuldnerberatung@awo-integration.de. Infos: www.awo-integration.de