Herne. . Die Schuldnerberatung schlägt Alarm: Eine weitere Erhöhung der Strompreise würde noch mehr Menschen mit geringem Einkommen ins soziale Abseits drängen.

Energie als Luxusgut? So weit ist es noch nicht, doch die Androhung weiterer Strompreiserhöhungen – Stichwort: Energiewende – lassen diese Vision näher rücken. Dass weitere Preissteigerungen für Menschen mit geringem Einkommen zum Alptraum werden können, weiß die Herner Schuldnerberatung nur zu gut und schlägt Alarm.

Höhere Preise führten dazu, dass noch mehr Bürger in Herne und Wanne-Eickel ihre Stromrechnung nicht mehr zahlen könnten und ihnen deshalb der „Saft“ abgedreht werde, warnt Susanne Wolf von der Schuldnerberatung: „Man schneidet Menschen damit die Lebensader ab.“

Leben ohne Strom — dass ist in Herne schon jetzt mehr als ein Randphänomen. Wie berichtet, hatten die (gegenüber der WAZ zunächst mauernden) Stadtwerke im Sozialausschuss auf Anfrage der Sozialen Gerechtigkeit bekannt gegeben, dass in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 600 Haushalten in Herne wegen offener Rechnungen der Strom gekappt worden sei.

„Ich schreibe bereits an einem Aufsatz an Herrn Altmaier“, sagt Schuldnerberaterin Susanne Wolf. In diesem „Offenen Brief“ an den Umweltminister wolle sie an die Verantwortung des Staates appellieren. Das Kappen des Stromanschlusses bedeute Ausgrenzung: „Menschen leben wie in einer Höhle und werden krank.“

Wenn die Preise weiter stiegen, stünden noch mehr Menschen vor der fatalen Frage: „Will ich Strom haben oder essen?“ Unterstützung erhält Susanne Wolf von Arbeitslosenberater Franz-Josef Strzalka: „Die Regelsätze reichen ja schon jetzt nicht aus“, sagt er. Hintergrund: Die Stromkosten sind anders als zum Beispiel Miete und Heizkosten als Pauschale im Hartz-IV-Regelsatz enthalten – mit einem viel zu niedrigen Ansatz, wie Kritiker nicht erst seit der aktuellen Strompreisdebatte bemängeln.

Die Stadt hat es da zunächst mal leichter. Wenn die in den Haushalt eingestellte Summe für die Energiekosten in den städtischen Gebäuden nicht reicht, sorgt der Rat eben per Beschluss für einen Ausgleich. So wie es jüngst geschehen ist: Gut 7 Millionen Euro waren für 2012 veranschlagt, benötigt werden jedoch 7,9 Millionen Euro. Die steigenden Energiepreise hat die Stadt auf Nachfrage aus der Politik dafür verantwortlich gemacht.

Bei Rückständen Rat suchen

Weil sich ein in Not geratener Bürger aber nicht mal eben die Stromnachforderung vom Rat ausgleichen lassen kann, rät die Schuldnerberatung: Wer seine Endabrechnung nicht begleichen kann, sollte sich so früh wie möglich melden. Denn: Bereits bei Rückständen ab 100 Euro könne die Energiezufuhr gesperrt werden. Weitere Tipps und Informationen: HER 994 98 60.