Duisburg. . Das Forschungsprojekt „Sichere Ruhr“ untersucht bis Ende 2014 die Wasserqualität des Flusses an einem 50 Kilometer langen Abschnitt bis hin zum Kemnader See in Bochum. Die Forscher hoffen, wetterabhängiges Baden in Zukunft zu erlauben.
Sie stehen stundenlang an der Ruhr und sind doch keine Angler. Was machen sie? Es sind Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen (UDE), die umfangreiche Wasserproben nehmen. Für ein Projekt, das den Fluss noch sicherer machen soll – als Trinkwasserlieferanten und als Badeoase. Denn obwohl es vorsorglich fast überall verboten ist, springen immer mal wieder Schwimmer in die Fluten.
Bis Ende 2014 untersuchen Chemiker, Mediziner und Mikrobiologen den unteren Ruhrabschnitt: Über 50 Kilometer lang ist das Stück bis zum Kemnader See in Bochum. Wenn sie wissen, wann sich u.a. durch Hochwasser verstärkt Krankheitserreger, Parasiten und chemische Stoffe ansammeln, können sie sagen, wie gefährlich es ist, in die kühlen Fluten zu springen. Da das Wasser stundenlang durch spezielle Filter fließen muss, dauert es fast den ganzen Tag, bis alle Stichproben genommen sind. Sie müssen danach direkt im Labor analysiert werden, sonst sind sie nutzlos. Das geschieht im Biofilm Centre an der UDE und am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung (IWW).
Wie sehen die Menschen den Fluss?
Mit im Boot sitzen Kommunikationswissenschaftler und Soziologen. Sie wollen herausfinden, wie die Menschen der Region den Fluss sehen und wie wichtig ihnen das Baden dort ist. Manche lieben es, andere ekeln sich vor der Schleimschicht auf den Steinen, möglichen Krankheitserregern und Schadstoffen.
Die Schadstoffgrenzwerte werden nur noch selten überschritten – der Gewässerschutz der vergangenen Jahrzehnte war also erfolgreich. Schon jetzt könnte an vielen Stellen meist sorglos gebadet werden, doch bei den Krankheitserregern sind noch Zweifel erlaubt, so der Mikrobiologe Prof. Dr. Hans-Curt Flemming.
Schwimmen auf eigene Verantwortung
Risikoreich sind Phasen mit Starkregen; dann werden Gülle und Dünger von den Feldern sowie schädliche Stoffe von Straßen und Dächern in den Fluss geschwemmt und mit ihnen mögliche Krankheitserreger. „Wer haftet, wenn jemand krank wird?“, stellt Prof. Dr. Jo Reichertz die entscheidende Frage. Der Kommunikationsexperte kann sich vorstellen, das Badeverbot bei bestimmten Wetterbedingungen zu lockern.
Ein Netz von Kontrollstellen könnte die nötigen Daten liefern, um es zeitweilig aufzuheben. „Schwimmen auf eigene Verantwortung“ wäre dann die Devise. Ein Restrisiko wird aber immer bleiben, vor allem für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem – und natürlich für jene, die nicht schwimmen können.
Beträchtlicher Aufwand
Zugleich wirft das Forscherteam einen kritischen Blick auf das Trinkwasser, das aus der Ruhr gewonnen wird. Durch die mehrstufige Reinigung in den Wasserwerken ist es einwandfrei und sicher, allerdings ist der Aufwand beträchtlich.
Mit modernen Methoden lässt sich das Verfahren weiter optimieren: Mikroorganismen und Spuren von Medikamenten wie Ibuprofen sollen künftig entfernt werden.