Ob und wann das Schwimmen in der Ruhr wieder erlaubt ist, darüber kann der in Essen ansässige Ruhrverband frühestens 2013 Auskunft geben. Aber immerhin: „Das Revier ist wieder Angel-Paradies“, hieß es jüngst in vielen Medien und eine Biologin vom Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V. wusste auch warum: „Weil unsere Gewässer immer sauberer werden.“ Eine erfreuliche Feststellung, die im neuen, vom Ruhrverband vorgelegten Ruhrgütebericht analytisch durchaus eine Entsprechung findet: An 96 Prozent der 2011 untersuchten Probenahmestellen wies die Ruhr im Hinblick auf die Belastung des Gewässers mit biologisch abbaubaren organischen Stoffen, einen „guten“ bis „sehr guten“ Zustand auf. „Zurückzuführen ist dies auch auf den überdurchschnittlich guten Stickstoffabbau in den Kläranlagen des Ruhrverbands“, sagte Prof. Harro Bode, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands, bei der Vorstellung.

Veränderte Uferstrukturen

Nicht ganz so gut ist die Ruhr als Lebensraum für gewässertypische Kleinlebewesen. Bei rund der Hälfte der Probenahmestellen liegt ein „mäßiger“ oder „unbefriedigender“, in wenigen Fällen auch ein „schlechter“ Zustand vor. Da der Grund hierfür nicht in der Wasserqualität, sondern vielmehr in veränderten Uferstrukturen, begradigten Flussläufen, ausgebauten Gewässersohlen oder Querbauwerken liegt, geht der Ruhrverband davon aus, dass die im Zuge der europäischen Wasserrahmenrichtlinie angestoßenen Projekte in den kommenden Jahren Verbesserungen bringen. Am Ruhrverband soll’s nicht liegen: „Wir unternehmen große Anstrengungen, um die Artenvielfalt und Lebensbedingungen vieler Wasserlebewesen zu verbessern“, erklärt Harro Bode.

Im Jahr 2011 hat der Essener Verband insgesamt 11 000 Wasser- und Schlammproben entnommen und respektable 220 000 Analysen vorgenommen. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Analyse von Mikroverunreinigungen, bei der 60 unterschiedliche Untersuchungsmethoden angewendet wurden, mit denen sich 400 unterschiedliche Einzelstoffe bestimmen lassen. Erfreulich: Auch 2011 bestätigte sich eine Tendenz abnehmender PFT-Konzentrationen in der Ruhr: Die Schadstoff-Frachten sind an der Ruhrmündung gegenüber dem Jahr 2007 um 71 Prozent gesunken. Spätestens seit dem Bekanntwerden des PFT-Skandals, bei dem mit PFT verseuchte Industrieschlämme illegal auf Äcker im Sauerland ausgebracht wurden und dann in die Ruhr gelangten, misst auch die Fachwelt diesem Phänomen einige Bedeutung bei. Wie die Zahl der organischen Mikroverunreinigungen weiter zu senken ist, untersucht der Ruhrverband derzeit im Rahmen eines Forschungsvorhabens.

Trinkwasser-Bericht

Das gewohnt positive Bild bietet der inzwischen im 39. Jahr erscheinende Bericht zum Thema Trinkwasser: „Wir konnten die Menschen wieder mit qualitativ einwandfreiem Trinkwasser beliefern“, sagte Dr. Christoph Donner, stellvertretender Vorsitzender des Präsidiums der AWWR. Die Routineuntersuchungen des Ruhrverbands und der Wasserwerke machen die Ruhr zu einem der am besten überwachten Gewässer in NRW.

Als Vorsorge gegenüber nicht vorhersehbaren mikrobiologischen oder chemischen Verunreinigungen haben sich die Wasserwerksbetreiber entschlossen, die bisherige Wasseraufbereitung in den Ruhrwasserwerken in den nächsten Jahren durch zusätzliche Verfahrensstufen zu ergänzen. Die technischen Konzepte werden bis 2018 rund 300 Millionen Euro kosten. Ergänzt werden sie durch ein behördliches Risikokataster und weitere Anstrengungen zur Vermeidung von Einträgen an den Quellen.