Recklinghausen .
Gut, mit dem Dattelner Herbst und dem Marler Seefest hatte der verkaufsoffene Sonntag in Recklinghausen-Süd einige Konkurrenz. Aber in früheren Jahren war das kein Problem, denn über 100 000 Menschen pflegten über die (zwischen König-Ludwig-Straße und Marienstraße für den Verkehr abgesperrten) Bochumer Straße zu flanieren. Und am Neumarkt steppte der Tanzbär.
Vom Glanz vergangener Tage merkt man nur verblasste Spuren, aber sie sind da. Deutlich weniger Menschen waren am Sonntag unterwegs, obwohl sich Süd herausgeputzt hatte. Live-Musik (Eindhoven Sail Jazz-Band, Rock mit Charing Cross) und Stände neben den geöffneten Geschäften lockten. Vereine wie der Sozialdienst katholischer Frauen (mit den gemeinnützigen Einrichtungen Tafel und „Kinderreich“ an der Bochumer Straße 70, ein Secondhand-Laden mit Kinderkleidung und Spielzeug) brachten sich ein. Barbara Grill: „Das ist unser erster Stand bei einem verkaufsoffenen Sonntag. Ich hoffe, wir können gut verkaufen, Spenden sammeln und – auch wichtig – neue Menschen für die ehrenamtliche Mitarbeit gewinnen.“ Auch Einzelhändler, Handwerksbetriebe und Dienstleister machten mit. Nur einige wenige Filialisten hielten die Türen verschlossen, ansonsten konnte die Süder Werbe- und Interessengemeinschaft (SWIG) auf die hohe Mitmach-Quote stolz sein.
Süd punktet mit Kunst und Kultur
Woran liegt es also, dass die Besuchermassen früherer Jahre ausbleiben? Frage an einen ortsansässigen Automobilhändler. „Es sind viel zu wenig Stände“, kritisiert SWIG-Mitglied Ensar Kurt mit Blick auf die großen Lücken zwischen den Buden, die früher dicht an dicht standen. Kurt wünscht sich, da immer mehr Läden und Dienstleister von Inhabern mit Migrationshintergrund geführt werden: „Wir müssten sie stärker mit einbeziehen, auf sie zugehen.“
Der Bummel über die schlauchartige lange Straße hatte trotzdem wieder seine Reize. Für Automobilfans war der formschöne Buick Roadmaster, brombeerfarben mit lila Airbrush-Elementen, vor der „Taverne“ ein echter Hingucker. Martin Skielka von Taxi Süd wurde zu dem imposanten Hummer und der eleganten Stretch-Limousine (Chrysler 300c) mit Fragen bombardiert. „Taxi Süd hat auch als einziges Unternehmen in Deutschland ein Cabrio-Taxi im Einsatz“. so Skielka stolz.
Punkten konnte der Süder Markt aber am meisten mit Kunst und Kultur, darunter die Stände von „Traumland“ mit (Pappmaché-)Figuren und der Hochlarmarker Theatergruppe.