Duisburg. .

Wer durch die Tür in die alte Werkhalle am Sternbuschweg tritt, reist zurück in die 50er Jahre. Auf Kleiderstangen hängen dutzende Petticoats, in einer Ecke steht ein Retro-Sofa und in der anderen lagern die Stoffe, aus denen die 50er- Jahre-Mädchenträume geschneidert sind. Da gibt es blaue, rote, schwarze Stoffballen, allesamt mit Pünktchen. Vor einem Jahr hat sich die Modedesignerin und Schneidermeisterin Andrea Schulte selbstständig gemacht und fertigt seitdem Maßkleider in ihrem Neudorfer Atelier.

„Ich wollte einfach Mode machen, die nicht einem Trend unterliegt, sondern zeitlos ist.“ In der Düsseldorfer Modeschule hat sie studiert, dann auch mal hinter die Kulissen der Modeindustrie geblickt und sich dann entschieden, lieber ihr eigenes Ding zu machen. Für Kleider hat sich die Meidericherin schon als kleines Mädchen begeistert. „Da habe ich mir Bettlaken um die Hüfte geknotet oder mich drei Mal am Tag umgezogen“, erinnert sie sich.

Kleider aus mehr als 20 Einzelteilen

Heute ist der Zwirn mit der schmalen Korsage und dem weitschwingenden Petticoat quasi Dienstkleidung. „Ich habe als Kind auch gerne die Filme der 50er Jahre geguckt. Ich finde die Zeit faszinierend – die Frauen haben sich sexy gekleidet, waren aber nicht vulgär.“ Nur das mit der Emanzipation findet die 26-Jährige heute eindeutig besser.

Ihre Kleider versteigert Andrea Schulte bei Ebay oder stellt sie auf der Plattform für Selbstgemachtes (www.dawanda.com) vor. Die Frauen können sich ein Modell aussuchen, kaufen es und bekommen dann aus Duisburg eine Anleitung, wie sie sich selbst vermessen. Brustumfang, Taille und Größe sind wichtig, um die Kleider, die zum Teil aus mehr als 20 Einzelteilen bestehen, zusammenzusetzen. „Im Frühjahr ist eindeutig Saison. Wir hatten zum Beispiel schon Anfragen für Abibälle“, erzählt die Schneidermeisterin, die inzwischen von drei Mitarbeiterinnen unterstützt wird. „Wir fertigen auch Brautkleider. Die sehen auch gut an tätowierten Frauen aus.“

Da es immer mal wieder Nachfragen zu den Kleidern gab, ob man die nicht vor Ort anprobieren könne, hat Andrea Schulte einen Showroom eingerichtet. Hier wird gearbeitet und anprobiert. Drei Wochen braucht das Team im Schnitt für ein Kleid, Kostenpunkt: 90 Euro und aufwärts. Die passenden Bolerojäckchen gibt’s ebenfalls sowie eine Kinderkollektion. Neudorf sei übrigens ein guter Standort für Mode: Besucher, die mittlerweile aus ganz Deutschland kommen, schätzen die Nähe zur Autobahn. Rockabilly-Fans, die sich gerne stilecht kleiden, gibt es nämlich viele.