Duisburg.

„Morgen früh beginnt die Arbeit“, sagte Sören Link nach dem Wahlsonntag am 1. Juli. Gerade war er mit 72 Prozent der Stimmen zum Oberbürgermeister gewählt worden. Heute, 100 Tage nach der Vereidigung im Rat, hat ihn der Alltag geradezu eingeholt.

Ja, er sei im Amt angekommen, meint der 36-Jährige. Schonfrist in den ersten 100 Tagen? Eher nicht. Kaum im Amt, musste er die bis dahin „wichtigste Rede meines politischen Lebens“ halten: bei der Loveparade-Gedenkfeier. Er tat es, sagen viele, mit Bravour. Schuf Versöhnung, wo Distanz bis Verbitterung war.

Drohendes Aus für die Opernehe, der Eiertanz um das Sparpaket, ein unzulässiges Bürgerbegehren, ein Personalkarussell um Spitzenjobs, das sich in Hinterzimmern drehte: Link, der Verwaltungschef-Novize hatte keinen leichten Einstieg. Und nun aktuell die Wirren bei den Stadtwerken. Zudem: Gerade in den letzten Tagen wurde der Gegenwind kräftiger: Wo bleibt der versprochene Neuanfang, mehren sich kritische Stimmen.

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Stimmen aus dem politischen Umfeld zur 100-Tage-Bilanz gibt es zuhauf. Kritik kommt von der einstigen OB-Kandidatur-Konkurrenz: „Ich sehe keinen neuen Stil, sondernd den Weg zurück zu dunkelroten Zeiten“, meint CDU-Bürgermeister Benno Lensdorf. Der parteilose OB-Kandidat Michael Rubinstein hat „ein bisschen zu viel Symbolpolitik“ ausgemacht und zu wenig Neuanfang.

„Ich halte ihm aber zu Gute, dass er nach zwei Jahren Stillstand nicht alles abarbeiten kann.“ Theo Steegmann von der damaligen Abwahlinitiative lobt zwar Links Umgang mit der Loveparade, zeigt sich aber ansonsten vom erhofften Neuanfang enttäuscht: „Da hatten wir mehr erwartet. Vom neuen Stil in der Politik sind wir weit entfernt.“ Und der CDU-Fraktionschef Rainer Enzweiler sieht „Licht und Schatten“. Der Umgangston sei „nett und freundlich“. Aber wenn Link den Spagat zwischen Amt und SPD-Ratsfraktion nicht schafft, sich „nicht durchsetzen kann, wird er es schwer haben“.

SPD-Fraktionschef Herbert Mettler sieht dagegen einen „gelungenen Neuanfang“ mit einem „frischen, auch mal unkonventionellen Stil“. Nach langen „bleiernen Monaten“ habe er die auf ihn auch hereinbrechenden Aufgaben mit Bravour gelöst, zeigt Mettler Respekt vor Links Leistungen.

„Er hat sich tapfer geschlagen. Er ist nicht steif und kommt locker daher. Das gefällt mir gut: Dass ihm die Bildung wichtig ist, nehme ich ihm ab“, so Grünen-Fraktionssprecher Dieter Kantel. Und Linken-Fraktionssprecher Hermann Dierkes meint: „Ich habe nicht erwartet, dass er alle Brände in 100 Tagen löscht. Im großen und Ganzen ist das die richtige Richtung.“