Duisburg. . Die für Grabpflege zuständige Firma Floristik Dlouhy in Duisburg-Meiderich ist bereits zum zweiten mal insolvent. Viele Gräber auf dem Friedhof an der Pfarrstraße sind daher verwahrlost und die betroffenen Kunden verärgert. Sie werden vermutlich bereits geleistete Zahlungen nicht zurückerhalten.

Irmgard Dietz ist stocksauer. Die Rentnerin aus Aachen zählt zu jenen Menschen, deren verstorbene Angehörige auf dem evangelischen Friedhof an der Pfarrstraße in Meiderich bestattet sind und die seit Jahren die Grabpflege von der in der Nähe angesiedelten Firma Floristik Dlouhy erledigen ließen.

Die Kosten überwies Familie Dietz stets per Dauerauftrag. Das Problem: Seit Monaten wurden keine Gegenleistungen mehr erbracht, so dass das Grab der Eltern völlig verwahrloste. Der Grund: Bereits seit April 2012 war die Friedhofsgärtnerei insolvent – wie sich später herausstellte, zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren.

„Wir bekommen noch 280 Euro von den Firmeninhabern und haben Anzeige wegen Betrug und Untreue erstattet“, erklärten Irmgard Dietz und ihr Ehemann Hans. Bei anderen Angehörigen sollen die bereits gezahlten Beträge sogar in die Tausende gehen, weil Vorauszahlungen für bis zu 20 Jahre geleistet wurden. Wie die WAZ nun erfuhr, werden die rund 260 Betroffenen auf ihren Forderungen aber vermutlich sitzen bleiben.

Insolvenzverwalter aus Krefeld

„Ich kann den Angehörigen keine Hoffnung machen. Dem Insolvenzgericht werde ich eine Abweisung der Eröffnungsanträge mangels Masse empfehlen“, erklärte der als Insolvenzverwalter eingesetzte Rechtsanwalt Thomas Schmitz aus Krefeld. Soll heißen: In dem Betrieb fand der Anwalt so gut wie nichts mehr vor, was sich zu Geld machen ließe.

Der Insolvenzantrag sei am 10. April durch einige Krankenkassen gestellt worden, weil das Meidericher Unternehmen bei den Zahlungen von Sozialversicherungsbeiträgen erhebliche Rückstände aufwies. Die genaue Zahl der Geprellten konnte der Insolvenzverwalter nicht benennen. Es fand im Betrieb so gut wie keine Geschäftsunterlagen und keinerlei Kundenlisten mehr vor.

„Wir gehen derzeit von 260 betroffenen Kunden aus“, erklärte gestern Michael Pfeifer auf WAZ-Anfrage. Der 65-jährige ist der für Friedhöfe zuständige Abteilungsleiter im Verwaltungsamt des evangelischen Kirchenkreises Duisburg. „Ich bin jetzt seit 38 Jahren in dem Beruf, aber einen Fall dieser Art erlebe ich nun zum ersten Mal.“

Die Kunden ermittelten die Mitarbeiter, in dem sie auf den Gräbern nach den entsprechenden Schildchen suchten, auf denen der Name der Grabpflege-Firma steht. „Wir haben dann alle Angehörigen angeschrieben und informiert“, so Pfeifer. Viele der Angehörigen leben nicht (mehr) in Duisburg und wurden deshalb von der Insolvenz-Nachricht und dem Zustand der Gräber völlig überrascht.

Kirchenkreis prüft finanzielle Hilfe 

Doch die negative Entwicklung in dem Betrieb hatte sich bereits seit längerem abgezeichnet. „Vor einem Jahr kamen erste Beschwerden durch Gemeindemitglieder auf, dass einige Gräber nicht ordentlich gepflegt wären“, berichtet Frank Hufschmidt. Er ist seit 14 Jahren der Pfarrer in der Kirchengemeinde Meiderich.

Viele der Angehörigen, die noch in der Gemeinde leben, hätten in ihrer Trauer und Wut bei ihm um Rat gefragt. „Ich kann im Augenblick aber nur seelsorgerisch tätig werden und den Menschen gut zureden.“ Ob auch eine finanzielle Unterstützung für alle Betroffenen möglich ist, werde seitens des Kirchenkreises Duisburg zumindest geprüft, so Hufschmidt.

Was Familie Dietz aus Aachen besonders verärgerte, war die aus ihrer Sicht bewusste Täuschung von Firmeninhaber Dlouhy. Den habe man im Juni 2012 nach langer Recherche endlich unter dessen Privat-Telefonnummer in Mülheim erreicht. „Da wurde uns von Herrn Dlouhy versichert, dass alles in Ordnung sei. Sogar eine neue Bankverbindung hat er uns noch mitgeteilt, auf die wir künftig einzahlen sollten“, erzählt Dietz. Und das trotz der Tatsache, dass die Firma zu diesem Zeitpunkt bereits seit zwei Monaten pleite war.

Und wie geht es nun weiter? Irmgard Dietz hat nun den Grabpflegeservice des Diakoniewerks mit Sitz an der Ritterstraße beauftragt, sich künftig um das Grab ihrer Eltern zu kümmern. Die Leistungen seien „recht ordentlich“, der Preis dafür auch deutlich günstiger als bei dem bisherigen Friedhofsgärtner.