Duisburg-Ruhrort. . Der Ruhrorter Friedhof an der Eisenbahnstraße wird nach und nach in eine Parklandschaft umgestaltet. Er steht – nebst 16 Gruften – unter Denkmalschutz.

Er ist der älteste Friedhof der Stadt. Aber seine Tage sind gezählt: Der Ruhrorter Kommunal-Friedhof an der Eisenbahnstraße ist offiziell längst ausgelaufen und wird nun nach und nach in eine Parklandschaft umgestaltet.

Vor 167 Jahren entstand der seit den 1990er Jahren unter Denkmalschutz stehende Friedhof. Er wurde außerhalb der Siedlung angelegt, weil es schon damals im Hafenstadtteil keine Freiflächen mehr gab und man zudem die neuen hygienischen Gesichtspunkte nicht außer Acht lassen durfte. Die meisten Landesgesetze im 19. Jahrhundert schrieben nämlich vor, dass Beerdigungen nicht mehr in oder an den direkt in den Ortskernen liegenden Kirchen erfolgen durften. Vielmehr war die Verwaltung gezwungen, vor den Stadttoren Grabfelder anzulegen – damit sollte die Seuchengefahr verringert werden.

Etliche Prominente aus Ruhrort sind an der Eisenbahnstraße beigesetzt. Zu den bekanntesten Personen zählen: der einstige Salzinspektor und Zolleinnehmer Dietrich Noot (ein Onkel des Unternehmers und Firmengründers Franz Haniel), der Realschullehrer Dr. Heinrich Hindorf, Vater des Afrikaforschers Richard Hindorf und die Heimatdichterin Amalie Weidner-Steinhaus. Selbstverständlich finden sich dort auch die Gruften der Familien Haniel, Liebrecht, De Gruyter und andere. Ihre Ruhestätten stehen ebenfalls unter Denkmalschutz, werden also dauerhaft erhalten, selbst wenn es irgendwann einmal keine Beisetzungen mehr auf dem Friedhof geben wird.

Schon seit geraumer Zeit, so Klaus Keulen von den Wirtschaftsbetrieben Duisburg, die für die 17 städtischen Friedhöfe zuständig sind, werden keine neuen Grabstätten mehr vergeben. Bestattungen dürfen nur noch in den Familiengruften stattfinden. Das bedeutet, dass in etwa 40 Jahren – so lange sind einige Gruften bezahlt – die letzte Bestattung an der Eisenbahnstraße erfolgen darf. In etwa 60 Jahren, wenn auch die letzten Liegezeiten abgelaufen sind, wird der Friedhof dann ein reiner Park sein. „Sofern nicht wieder Bedarf entsteht, dort zu beerdigen. In dem Fall können wir den Friedhof jederzeit wieder in Betrieb nehmen“, sagt Keulen.

Seit 1996 unter Denkmalschutz

Der Ruhrorter Kommunalfriedhof wurde 1996 in seiner Gesamtheit zusammen mit 16 Grabsteinen unter Denkmalschutz gestellt.

Er wurde 1845 angelegt und hat eine Größe von 17.000 Quadratmeter. Die Trauerhalle mit den daneben liegenden Leichenzellen stammt aus dem Jahr 1956.

Derzeit verwaist der Friedhof immer mehr. Für zahlreiche Gräber gibt es schon keine Betreuung mehr. Die Familien existieren nicht mehr, die Grabpflege unterbleibt. Deshalb sind Friedhofsgärtner eifrig mit dem Einebnen von ausgelaufenen Grabstätten beschäftigt. In den meisten Fällen werden die Steine abgeräumt, die Flächen eingeebnet und anschließend mit Rasen eingesät. „Auch wir müssen auf die Kosten achten“, sagt Keulen. In manchen Fällen werden die Grabsteine, etwa, wenn sie als Platten gestaltet sind, auch bündig in den Rasen eingelegt. „Dann haben Angehörige, wenn sie irgendwann mal nach Ruhrort kommen, die Möglichkeit, die letzte Ruhestätte ihrer Verwandten zu finden“, erläutert der Fachmann.

Im Moment sind die Gärtner aber nicht nur mit dem Einebnen ausgelaufener Gräber befasst, sondern auch mit der Bearbeitung der Freiflächen. Insbesondere die Böschung – der Friedhof befindet sich auf zwei Ebenen – bedarf dringender Pflege. Dort standen mächtige Bäume, die vor anderthalb Jahren bei einem Sturm in Schieflage gerieten und deshalb gefällt werden mussten. Seitdem wuchern dort Wildkräuter. Sie sollen beseitigt und die schiefe Ebene wieder ordentlich hergerichtet werden.

Auch die Hauptwege sollen erhalten bleiben. Über die Nebenwege indes lässt man – buchstäblich – Gras wachsen. Sie dürfen aber weiterhin von Besuchern genutzt werden.