Duisburg. . Ob von Arbeitnehmer- oder Arbeitgeberseite - jeder scheint ein gutes Wort für den Vorsitzenden der IG-Metall Oliver Burkhard übrig zu haben. Sein Vorhaben, in den Vorstand des Thyssen-Krupp-Konzerns einzuziehen, stößt auf generelle Zustimmung und wird nicht als ein etwaiger Seitenwechsel angesehen.
Den Weg zu den Duisburger Stahlwerken dürfte Oliver Burkhard ohne Navi – und wohl auch ohne Chauffeur – finden. Regelmäßig war er in den letzten Jahren als Redner vor den Werkstoren zu finden, wenn es um mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen ging. Ende November soll der bisherige NRW-Bezirksleiter der IG Metall als Arbeitsdirektor in den Vorstand des Thyssen-Krupp-Konzerns einziehen. Ein Seitenwechsel?
Wohl kaum. „Es war etwas überraschend, aber wir sind sehr zufrieden“, kommentierte gestern Dieter Lieske vom Vorstand der Duisburger IG Metall. Burkhard sei ein „hervorragender Mann“, man gehe könne sicher sein, dass er angesichts der kritischen Situation des Thyssen-Krupp-Konzerns bei allen jetzt notwendigen Maßnahmen „im Sinne der Beschäftigten agiert“. Die örtliche IG Metall habe mit dem künftigen Arbeitsdirektor immer bestens zusammengearbeitet: „Wir haben einen guten Draht zu ihm.“
„Mehr muss her“
„Mehr muss her“ oder ähnlich lauteten die Parolen, unter denen Burkhard bisher in Duisburg ein stets großes Publikum fand. Wenn Tausende von Stahlarbeitern Hochöfen und Konvertern den Rücken kehrten, um vorm Werkstor ihren Forderung nach mehr Geld und besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck zu verleihen, hatten sie in Burkhard immer einen engagierten Mitstreiter, der mit der wirtschaftliche Lage der jeweiligen Branchen bestens vertraut war und auf platte Polemik verzichten konnte.
Entsprechend hoch ist sein Ansehen vor allem in den Duisburger Stahlbelegschaften. „Das ist sehr gut“, würdigte Willi Segerath, Konzernbetriebsratschef und Duisburger, den Personalvorschlag der IG Metall für den Konzernvorstand: „Burkhard ist ein Kandidat, zu dem niemend ,nein’ sagen kann. Die Arbeitnehmerseite hat damit eine sehr, sehr gute Wahl getroffen.“ Der IG Metaller mit hessischen Wurzeln erfreue sich auch der Wertschätzung der Arbeitgeberseite, überzeuge mit profunden volks- wie betriebswirtschaflichen Kenntnissen.
Viel Zustimmung für Burkhard
Auch bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann gibt es Zustimmung für den Burkhard-Vorschlag: „Das ist gut, da wissen wir, was wir haben. Und dem traue ich das zu“, war die spontane Erklärung von Betriebsratschef Ulrich Kimpel: „Der kann uns nach vorn bringen.“ Thyssen-Krupp ist zu 50 Prozent an HKM beteiligt.
Wenn der Aufsichtsrat der Thyssen-Krupp AG am 21. November der Bestellung Burkhards zustimmt, würde er als Arbeitsdirektor Nachfolger von Ralph Labonte, der ebenfalls eng verbunden mit Duisburg ist. Der gelernte Kfz-Mechaniker war bei den Mannesmann-Hüttenwerken tätig (heute HKM), bevor er zunächst in die hauptamtliche Dienste der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen trat. Von 1979 bis 1987 war er für die IG Metall in Duisburg tätig, wechselte dann ins Düsseldorfder „Stahlbüro“ der Gewerkschaft, bevor er 1994 erstmals Arbeitsdirektor wurde, erst bei Thyssen Guss, ab 2003 dann im Vorstand der AG.
Laut Thyssen-Krupp habe der 59-jährige Labonte aus gesundheitlichen Gründen darum gebeten, seien noch bis September 2013 laufenden Vertrag früher beenden zu können.