Duisburg. Das systematische Abgrasen von Stadtteilen durch täglich fünf oder sechs verschiedene Schrotthändler empfinden die Bewohner als Lärmbelästigung. Denn: Die Schrottler spielen über Lautsprecher aus ihren Transportern Erkennungsmelodien ab.

Karl-Heinz Schmitz* (*Name von der Redaktion geändert) geht jetzt auf die Jagd. Dafür hat sich der Rentner aus Duissern eine Fotokamera bereitgelegt. Denn Herr Schmitz ist schwer genervt. Von reisenden Schrotthändlern. Von so genannten „Klüngelkerlen“, die alle Nase lang mit Lastwagen oder mit kleinen alten Transportern durch sein schönes ruhiges Wohnquartier kurven und ihm mit „penetrantem Gedudel vom Tonband“ die verdiente Wochenendruhe rauben.

Es gibt Tage, so schimpft er, da ertöne Gepfeife und Gedudel von morgens bis abends, weil nämlich - wie er beobachtet hat - nicht nur ein einzelner Schrotthändler unterwegs war, sondern an diesem Tag seien es sage und schreibe fünf verschiedene Fahrzeuge gewesen.

Gericht: „Dieser Lärm ist kurzfristig hinnehmbar“

Seitdem hat Herr Schmitz seine Kamera gezückt. Jetzt will er auf die Pirsch gehen - zumindest mit Blitzlicht und Digitalbild. Damit er was in der Hand hat. Beweise, Nummernschilder, Aufdrucke an Autos, wenn er sich bei der Stadt beschweren geht. „Denn da fahren ja nicht nur Schrottsammler aus Duisburg herum“, so sagt er, sondern er hat an uralten Gammelautos Kennzeichen aus Essen, Mülheim, aus Polen und sogar selbstgemalte Fantasie-Nummernschilder gesehen.

Offenbar muss sich diese Schrottsammeltour für die Händler lohnen - die Preise für Eisen und Edelmetalle befinden sich derzeit auf einem Höchstniveau. Auch Monika S. aus dem Königreich Duissern möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, sie wohnt an der Gerhart-Hauptmann-Straße: „Ich bin keine Querulantin und ich will nicht, dass meine Nachbarn von mir sowas denken. Aber er stimmt: Was hier täglich durch Duissern dudelt und was hier in die Häuser und Gärten lugt, das ist schon eine Belästigung.“

90 Schrotthändler in Duisburg

Den Ordnungsbehörden der Stadt Duisburg, so sagt ihr Sprecher Frank Kopatschek, sei das Thema „lärmende Schrotteinsammler“ durchaus bekannt: „Wenn auch nicht in der aktuellen Ausprägung. Aber es gibt vereinzelte Bürgerbeschwerden, nicht viele.“ Und es gab in der Vergangenheit auch schon mal von der Stadt verhängte Bußgelder wegen Lärmbelästigung. „Die sind aber dann allesamt vor dem Amtsgericht Duisburg gescheitert“, sagt der Sprecher. Das Gericht befand, eine kurzzeitige Lärmbelastung durch die abgespielte Erkennungsmelodie des Schrotthändlers sei „hinnehmbar“. Und ein Blick in die Verordnungen klärte zudem auf: Es gibt keine Vorgaben, wie die mobilen Krauter ihre Töne produzieren.

90 Schrotthändler sind nach Erkenntnissen der Stadtverwaltung in Duisburg gemeldet. 40 davon haben einen bundesweit gültigen „Reisegewerbeschein“, den man braucht, wenn man als mobiler Sammler unterwegs sein möchte. Aber man muss zudem jede Sammlung in Privathaushalten vorher beim lokalen Umweltamt vor Ort anmelden.

Keine Elektrogeräte

Das Amt müsse diese Sammlung erst genehmigen. „Denn die Sammlung von Altpapier und Bekleidung durch private Firmen ist in Duisburg grundsätzlich verboten, weil dies die Wirtschaftsbetriebe Duisburg selber machen. Dies gilt aber nicht für das Wirtschaftsgut Schrott“, so Kopatschek. Auch müssten die Schrottsammler den Entsorgungsweg des gesammelten Schrottes „genau dokumentieren“, damit er auch wirklich in die richtigen Kanäle kommt.

So dürfe der „Klüngelskerl“ seit dem 1. Juni auch keine Elektrogeräte mehr aus den Haushalten einsammeln. Soweit die Theorie. Die Realität indes sieht oft anders aus. Herr Schmitz erzählt: „Als ich die Fahrer der Wagen angesprochen habe, konnte ich mich nicht verständigen. Keiner von denen sprach ein Wort Deutsch.“