Duisburg. . Nach dem Überfall auf die McDonald's-Filiale in Duisburg-Großenbaum schildert der stellvertretende Filialleiter, wie er das Geschehen erlebt hat. Dabei beweisen er und seine Mitarbeiter Galgenhumor. Schon in der nächsten Nacht waren alle zurück auf der Arbeit.

Draußen sitzen Mütter mit ihren Kindern bei Burger und Pommes und lassen sich an diesem Dienstag die Nachmittagssone ins Gesicht scheinen. Auch drinnen, in der Großenbaumer Mc-Donald’s-Filiale an der Albert-Hahn-Straße, herrscht ganz normaler Betrieb. Eine entspannte Atmosphäre, wie sie David L. (Name geändert) auch zwei Tage zuvor erlebt hat – bis zwei maskierte und bewaffnete Männer nicht zum Essen bei der Fast-Food-Kette vorbeischauen. Der Huckinger erzählt, wie er den Überfall, seinen ersten, erlebt hat.

Der stellvertretende Filialleiter hat in der Nacht auf Montag mit drei etwa gleichaltrigen Kollegen Schlussdienst. „Es war ein ganz ruhiger Sonntag. Ich hab um 2 Uhr die Tür abgeschlossen und mich weiter um die Wocheninventur gekümmert“, erinnert sich der 31-Jährige. „Die Kollegen haben aufgeräumt und geputzt. Alle haben sich auf den Feierabend gefreut. Aber damit war ja dann Essig.“

Um exakt 2.48 Uhr („Ich weiß das noch ganz genau“) schaut ein Mitarbeiter auf die Uhr und regt eine letzte Zigarettenpause an. Noch ein Kaffee dazu. So sitzen alle Vier gemütlich zusammen, als sie plötzlich eine laute Stimme hinter der Verkaufstheke vernehmen. „Alle auf den Boden, Hände hoch!“ Ein Mann mit schwarzer Sturmhaube richtet dabei eine Pistole auf das Quartett.

„Ich hab erst gezögert und kurz an einen Scherz gedacht“, so der 31-Jährige. „Der nächste Gedanke war: ,Den pack ich mir jetzt.’ Ich war zwei Jahre lang Soldat bei der Bundeswehr, hatte mit Handgranaten und Maschinengewehren zu tun. Da war das eigentlich Kindergarten, aber du wirst dir schnell deiner Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern bewusst. Du weißt schlussendlich nicht, ob der Typ wirklich bereit ist abzudrücken.“

Den Tresor geöffnet

So zieht es David L. vor, das zu tun, was der bewaffnete Mann vor ihm sagt. Der Räuber habe hinten das Mc-Drive-Fenster aufgehebelt und sich dadurch gezwängt. „Vorne musste ich die Tür öffnen, um seinen Komplizen reinzulassen.“ Dann fällt das Wort „Tresor“. „Ich bin mit einem Räuber ins Büro, davor hat der andere meine Kollegen mit Kabelbindern gefesselt.“

David L. öffnet den Tresor. Zugriff hat er nur auf das Wechselgeld. Die Tageseinnahmen sind in einem zweiten Tresor im Tresor. Dafür hat der Huckinger aber keinen Schlüssel. Doch der Räuber glaubt das nicht. „Das war der Punkt, an dem das Ganze hätte kippen können“, sagt der 31-Jährige. „Mach auf!“, schreit ihn der Täter an. David L. versucht zu erklären, dass das ganze Geld versichert sei, dass er es herausgeben würde, wenn er denn könnte.

„Ich zähl’ bis drei“, sagt der bewaffnete Mann plötzlich. David L. schluckt: „Da wird dir dann doch anders.“ Nach einigem Hin und Her flüchten die Räuber mit der geringen Beute. Vorher muss sich auch David L. auf den Boden legen, wird ebenfalls gefesselt.

„Wir könnten uns alle aber schnell selbst befreien“, sagt der Huckinger, der sofort die Polizei ruft. Die rückt schnell an, später folgt die Spurensicherung. Mittlerweile ist auch der Security-Mitarbeiter (25) da, den die flüchtenden Täter auf dem Parkplatz mit der Waffe ebenfalls zu Boden gezwungen haben.

Galgenhumor nach dem Überfall

Gegen etwa 6 Uhr ist David L. mit seinen Mitarbeitern wieder allein in der Filiale. „Die haben danach tatsächlich noch zu Ende geputzt und aufgeräumt“, so David L. „Die Jungs sind wirklich knallhart.“

In der Tat, denn schon am nächsten Tag übernimmt das Quartett wieder den Schlussdienst. „Uns wurde eine psychologische Betreuung angeboten. Wir hätten auch frei bekommen, wollten aber arbeiten. Ist halt passiert, muss ich aber natürlich auch nicht noch mal haben“, meint der 31-Jährige trocken.

Apropos trocken: Bei der obligatorischen Zigarettenpause kurz vor Feierabend zieht sich ein Mitarbeiter eine Mülltüte über den Kopf, zielt mit einem Soßenspender auf die Kollegen und ruft: „Überfall!“ Den Galgenhumor muss man erst mal haben.