Duisburg. Seine Partnerin (84) sitzt im Rollstuhl. Weil Heinz-Dieter Sommer (76) deshalb auf dem Bürgersteig vor seiner Wohnung parkt, geriet er mit der Stadt aneinander.
Das Leben hat es Maria van den Berk nicht leicht gemacht. Einige Schicksalsschläge musste die 84-Jährige verkraften. Oberschenkelhalsbruch, Magendurchbruch, Schlaganfall, Krebserkrankungen – die Wanheimerorterin könnte ihre Leidensliste mühelos fortsetzen. Die stark gehbehinderte Seniorin ist auf einen Rollstuhl angewiesen – und umso mehr auf ihren Lebensgefährten Heinz-Dieter Sommer (76), der sich rührig kümmert: „Ich weiß nicht, was ich ohne ihn machen würde“, sagt sie.
So fährt der 76-Jährige seine Partnerin mehrmals in der Woche zu diversen Ärzten – mit seinem Auto, das er bei Parkplatznot auf dem breiten Bürgersteig gegenüber der Wohnung an der Friedrich-Naumann-Straße abstellt. „Ich habe in den vergangenen 20 Jahren dort nie ein Knöllchen bekommen.“ Als sich das plötzlich ändert, versteht Heinz-Dieter Sommer die (Ordnungsamt-) Welt nicht mehr.
Parkausweis beantragt
Mit Verweis auf seine behinderte Partnerin und regelmäßige Autofahrten zu verschiedenen Ärzten legt er Einspruch beim Ordnungsamt ein. Lange habe ihm niemand geholfen, was ihn sehr geärgert hat und immer noch ärgert. „Irgendwann hatte ich dann einen netten Mitarbeiter am Telefon, der mir freundlicherweise Knöllchen erlassen hat“, sagt Heinz-Dieter Sommer. „Ich bin dann auch endlich aufgeklärt worden, wie das mit einem Antrag für einen Behindertenparkausweis und Parkplatz läuft. So etwas weiß man doch nicht.“
Seit einigen Wochen hat der Wanheimerorter nun einen entsprechenden Parkausweis. Er sei sich allerdings nicht sicher, ob er damit nun auf dem breiten Bürgersteig vor seiner Wohnung parken kann. „Ich will keine Knöllchen mehr bekommen. Deshalb parken wir jetzt teilweise einen Kilometer von unserer Wohnung entfernt. Das ist für uns einfach zu weit. Ich möchte jetzt ein persönliches Gespräch mit dem Oberbürgermeister.“
Behindertenparkplatz
Auf Anfrage äußert sich die Stadt zu dem Fall. „Den Parkausweis hat Herr Sommer erst seit dem 21. August. Von insgesamt sieben Knöllchen hat das Ordnungsamt bis auf eins aus purer Menschenliebe trotzdem alle erlassen“, erklärte Pressesprecherin Anja Hundgeburth. Der Wanheimerorter habe außerdem bereits in diesem Jahr auf Kulanz eine Parkerleichterung für das gesamt Stadtgebiet bekommen, „obwohl die offiziellen Voraussetzungen noch nicht vorlagen“. Der Wanheimerorter wisse auch längst, dass er auf dem breiten Bürgersteig gegenüber seiner Wohnung parken dürfe – falls er dadurch andere nicht behindere. Außerdem werde er und seine Partnerin künftig noch einen Behindertenparkplatz ganz in der Nähe der Wohnung bekommen.
Was auch immer bei der Verständigung zwischen Stadt und dem 76-Jährigen schief gelaufen sein mag: Als die WAZ Maria van den Berk jedenfalls die Aussagen der Stadt am Telefon mitteilt, ist die 84-Jährige erleichtert: „Da freue ich mehr sehr. Vielen Dank!“