An Rhein und Ruhr. . Immer mehr Menschen stellen ihr Auto widerrechtlich auf einen Behindertenparkplatz. „Die Verstöße nehmen zu“, sagt ein Sprecher der Stadt Moers. Wer erwischt wird, zahlt man gerade 35 Euro dafür. Vielen Autofahrern fehlt aber das Verständnis, wie sehr sie den Betroffenen das Leben erschweren.

Mal eben kurz einen Brief abgeben, ein Medikament aus der Apotheke abholen oder kurz ein paar Brötchen holen – und kein freier Parkplatz in der Nähe. Ach, auf dem Behindertenparkplatz steht gerade niemand, für zehn Minuten werd’ ich da mal parken können... Doch, Vorsicht! Wer so denkt, muss damit rechnen, nicht nur ein Knöllchen zu bekommen, sondern gleich seinen Wagen beim Abschleppunternehmen auslösen zu müssen. Denn gerade in Städten wie Düsseldorf, Moers oder Essen gehen die Ordnungshüter rigoros gegen Falschparker auf Behindertenparkplätzen vor. Tendenz steigend.

„Die Verstöße nehmen zu“, sagt ein Sprecher der Stadt Moers. Im Jahr 2011 wurden 715 Knöllchen wegen des widerrechtlichen Parkens auf Behindertenstellplätzen verteilt. In der ersten Hälfte dieses Jahres (Stand 31. Juli) waren es aber schon 669. 35 Euro kostet ein solcher Strafzettel. Wird das Auto abgeschleppt, muss der Betroffene tiefer in die Tasche greifen. 277 Autos wurden im Jahr 2011 in Moers abgeschleppt, 118 in diesem Jahr. Zwischen 130 und 155 Euro kostet das. Ein Teil davon geht als Verwaltungsgebühr direkt an die Stadt. Das könnte die Vermutung nahe legen, dass klamme Kommunen gern das Falschparken auf Behindertenstellplätzen ahnden, um Geld in die Stadtkasse zu bekommen.

„Zahlen sind kontinuierlich steigend“

Michael Zimmermann vom Ordnungsamt Düsseldorf winkt ab. Die Landeshauptstadt legt bewusst ein besonderes Augenmerk auf diese Parkflächen. Der zuständige Mitarbeiter müsse eine halbe bis dreiviertel Stunde an Ort und Stelle stehen, um das Abschleppen zu organisieren und überwachen. „In der Zeit kann er nicht weitergehen und weitere Knöllchen verteilen“, sagt Zimmermann. So käme unterm Strich manchmal sogar weniger Geld dabei raus. An die 200 Euro kostet das Abschleppen in Düsseldorf. 2011 kam das 2514-mal vor, ein Jahr zuvor 2155. „Seit 2008 sind die Zahlen kontinuierlich steigend“, sagt Zimmermann. „Ich finde es ziemlich rücksichtslos, wenn man widerrechtlich auf Behindertenparkplätzen parkt.“

Auch in Essen ist das ein häufiger Grund, um Autos abzuschleppen. Im Jahr 2011 musste die Stadt 1324-mal den Abschleppdienst rufen, in diesem Jahr schon 905-mal. In Duisburg wurden im Jahr 2010 349 Autos abgeschleppt, 2011 waren es 309 und 2012 (Stichtag 30.6.) 140 Fahrzeuge.

Im Fahrunterricht sensibilisieren

Für Menschen mit Behinderungen sind diese Verstöße ein großes Ärgernis, sie erschweren ihren Alltag. „Ich glaube, dass viele ein mangelhaftes Bewusstsein haben und sich selbst gedankenlos damit entschuldigen, dass sie ja nur für einen kurzen Sprung zum Beispiel in die Post den Behindertenparkplatz blockieren“, sagt der Behindertenbeauftragte der NRW-Regierung, Norbert Killewald, der NRZ. „Schon im Fahrunterricht könnte deutlich gemacht werden, warum es diese Parkplätze gibt und warum sie vorgehalten werden.“

Der Sozialverband VdK in NRW bemängelt hingegen, dass die Voraussetzungen für ein Parkrecht auf dem Behindertenparkplatz zu hoch seien. Menschen, die einen Rollator benutzen, sind zum Beispiel nicht automatisch berechtigt, dort zu parken. Sie könnten zwar eine zeitlich begrenzte Sonderparkgenehmigung bei der Kommune beantragen, doch auch hier sind die Bedingungen verschärft worden, sagt Carsten Ohm vom VdK. Der Sozialverband fordert, diese Hürden zu senken, und mehr Behindertenparkplätze zu schaffen.