Duisburg. Nachwuchs im Zoo lockt Menschen an – und deshalb freuen sich die meisten Tiergärten über kleine Eisbären, Elefanten , Giraffen und Affen. Doch wenn der Nachwuchs größer wird, wird’s oft eng im Gehege. Und dann müssen die Zoos Tiere verkaufen – zuweilen auch an dubiose Tierhändler wie Werner Bode. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Die Bilder sind putzig. Anori, die Bonsai-Ausgabe eines Eisbären mit den großen schwarzen Augen, lockt über Ostern Massen an Zuschauer in den Wuppertaler Zoo. In Gelsenkirchen wirbt man zur gleichen Zeit mit einem kleinen Giraffenbullen, und in Berlin stehen die Besucher in diesen Tagen am Elefantenhaus Schlange: Anachali, der kleine Elefantenbulle, ist der Star des Geheges.
„Zuchterfolge“ feiern Zoos gerne. Kommt der Nachwuchs in die Pubertät, wird’s eng im elterlichen Gehege. „Männliche Tiere lassen sich nur schwer in bestehende Herden integrieren“, sagt James Brückner, Fachreferent an der Akademie für Tierschutz und Sprecher des Deutschen Tierschutzbundes. Für den Nachwuchs müssten andere Tiere zuweilen weichen. Nicht selten übernehme der aus Bad Bentheim stammende Tierhändler Werner Bode den Job.
Bode handelt mit dem umstrittenen Tierhändler Zoo Zajac
Das Makabre daran: Bode und die mit ihm arbeitenden Zoos – was durchaus nicht flächendeckend alle in Nordrhein-Westfalen sind – scheinen sich kaum dafür zu interessieren, wo die Tiere landen.
So verkaufte Bode ein artengeschütztes Stumpfkrokodil aus dem Zoo Leipzig an den Duisburger Tierhändler Zoo Zajac. Gegenüber der WAZ-Mediengruppe erklärte Inhaber Norbert Zajac, er habe das Tier Anfang 2012 an einen Reptilienhändler aus dem Ruhrgebiet weiterverkauft.
Nicht nur wegen dieses Vorgangs hat die Tierrechtsorganisation Peta bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück Strafanzeige gegen den Tierhändler eingereicht. Staatsanwalt Volker Brandt bestätigte, dass gegen Bode zurzeit ermittelt wird. Laut Strafanzeige soll Bode mit seiner Firma „Gronauer Vogel- und Tierpark“ zwischen 2007 und 2009 405 Tiere für insgesamt 3,8 Millionen Euro weltweit verschoben haben.
Tiger sollen an chinesische Restaurants verkauft worden sein
„Über Bode wurden Seelöwen aus dem Zoo Krefeld an einen Zirkus verkauft“, sagt Brückner. Aus einem deutschen Safaripark seien Löwen nach Südafrika verkauft worden. „Zum Abschuss freigegeben“, fügt Brückner hinzu.
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Nach Recherchen von Peta soll Bode im Jahr 2008 Rhesusaffen aus einem Münchener Zoo an ein Tierversuchslabor verkauft haben. „Tiger aus Berlin landeten in China“, weiß Brückner. In der klassischen chinesischen Medizin liebe man Tigerprodukte. „Sicher ist, dass Tiere auch an Restaurants gehen“, heißt es in der Anklageschrift. „Tiere von Berlin an Ristorante T. unter anderem angeboten 2008“, wird eine handschriftliche Aufzeichnung Bodes in der Anklageschrift zitiert.
Ein lukratives Geschäft in einer rechtlichen Grauzone
Illegal ist das Geschäft meist nicht. „Die mit dubiosen Händlern arbeitenden Zoos nutzen eine Grauzone“, erklärt Peter Höffgen, Diplom-Zoologe und Peta-Aktivist. Allerdings hätten sich die meisten Zoos dem Ehrenkodex der WAZA (World Association of Zoos and Aquariums) angeschlossen. Demnach haben sie sich verpflichtet, zu überprüfen, wo ihre Tiere im Einzelfall nach einem Verkauf landen.
„Es erwartet aber niemand, dass ich mich vor Ort davon überzeuge“, räumt Jochen Reiter ein, wissenschaftlicher Leiter des Duisburger Zoos. Und ergänzt: „Also: Korrespondenz, Pläne, Fotos.“
Der WAZ Mediengruppe liegt ein Teil der Korrespondenz zwischen dem Duisburger Zoo und Bode vor. Demnach kaufte Bode neben Rentieren, Katlas, Zebras, Trampeltieren und anderen Vierbeinern auch ein Lisztäffchen für 300 Euro. Das Geschäft ist lukrativ. Denn in einer Verkaufsanzeige bietet Bote ein Lisztäffchen für 800 Euro an.
Hohe Gewinnspannen durchunterschiedliche Steuersätze
Die Gewinnspannen dieser Geschäfte, so die Tierschützer, seien so enorm, da die „Zoos ihre Tiere zu Niedrigpreisen verramschen.“ Zoos zahlten eine verminderte Mehrwertsteuer, seien von der Umsatzsteuer befreit. Im Gegenzug könnten aber Händler wie Bode ihre Kosten mit der vollen Mehrwertsteuer berechnen.
In Duisburg hält man die Geschäfte für normal. „In den letzten Jahren hat Herr Bode für uns ausschließlich transportiert. In früheren Zeiten wurden Tiere auch verkauft. Wir haben uns nichts vorzuwerfen, dass wir zum Beispiel an dubiose Halter verkauft hätten“, sagt Reiter.