Duisburg. . Nach sieben Jahren kehrt die Werthmann-Kugel zurück in die Innenstadt von Duisburg. Das Werk von Künstler Friederich Werthmann (84) hat bereits einige Standorte hinter sich. Zuletzt lagerte es sieben Jahre auf dem Betriebshof in Kaßlerfeld. Nun wird sie im Kuhlenwall-Karree platziert.

Sie ist zurück: Sieben Jahre lang hat die Werthmann-Kugel, die eigentliche „Hommage à Mercator“ heißt, auf dem Betriebshof in Kaßlerfeld gestanden. Im Kuhlenwall-Karree hat sie jetzt einen Platz gefunden, von dem sie nicht so bald weichen dürfte. Auf einer Verbindungslinie zwischen Innenhafen und Innenstadt, zwischen Sparkassen-Eingang und Schäfer-Turm, ganz in der Nähe des einstigen Wohnhauses von Gerhard Mercator, ruht sie auf einem halbrunden Sockel.

„Zuletzt sollte sie ja auf die Bahnhofsplatte, aber wir haben einen noch besseren Standort gefunden“, sagte Oberbürgermeister Sören Link am Montag bei der Enthüllung. In 47 Jahren haben die Kugel „einige Standorte“ gehabt, und dass ihre „kurzzeitige Zwischenlagerung“ sieben Jahre dauern würde, habe niemand geahnt, so Link. Dass sie jetzt ihren Platz gefunden habe, sei auch eine „Hommage“ – zu Deutsch Ehrerbietung – gegenüber dem Künstler Friederich Werthmann (84). „Die Duisburger schätzen und lieben sein Werk.“

Wann kehrt die Kugel zurück

Stimmt. Schon die Tatsache, dass die Skulptur im Volksmund „Werthmann-Kugel“ heißt, spricht für ihre Popularität. Lästermäuler sollen die Stahlkonstruktion auch mal „Montan-Frikadelle“ genannt haben, wie Raimund Stecker, Direktor des Lehmbruck-Museums, berichtete. Jedenfalls dürfte sie zu den bekanntesten Kunstwerken in Duisburg gehören, stand sie doch ab 1965 zwischen der alten Mercatorhalle und dem Amtsgericht. 1993 zog sie um und „schwebte“ über Wasser, als die Königstraße zur „Brunnenmeile“ wurde. Schließlich musste sie 2005 dem Bau des City-Palais und der Neugestaltung des König-Heinrich-Platzes weichen.

Seitdem stand sie auf dem Betriebshof und stand und stand – aber unvergessen von den Duisburgern, die immer wieder fragten, wann und wohin die Kugel zurück kehre.

„Das Gebrassel hat sich gelohnt“

Für Stecker ist die Kugel „auch ein Kommentar zu Mercator“. Während Mercator bei der Vermessung der Erde quadriert, habe Werthmann Dreiecke bei der Konstruktion seiner Kugel verwendet. Unten sei der Stahl zwölf Millimeter dick, darüber zehn, darüber acht; so habe der Künstler ein „in sich tragendes System“ entwickelt. „In Kunst steckt das Wort uns“, so Stecker. „Es geht um uns im Verhältnis zur Stadt, zu Mercator, zu unserer Zeit.“

Mit der Werthmann-Kugel ist für die Sparkasse die künstlerische Gestaltung am Kuhlenwall-Karree komplett; im Innenhof war vor fast genau einem Jahr die Werthmann-Skulptur „Felix austria“ aufgestellt worden. Die Sparkasse werde sich auch weiter um die Kugel kümmern, versprach Vorstandsvorsitzender Hans-Werner Tomalak. „Sie gehört wie kaum eine andere Skulptur zu Duisburg.“

Der Künstler fasste sich fast so kurz wie bei der Aufstellung der Kugel 1965, als er auf große Reden mit einem schlichten „Danke“ geantwortet hatte, woran sich Alt-OB Josef Krings noch gut erinnert. Werthmann dankte jetzt für die Behandlung „auf Augenhöhe“. Und er zitierte sinngemäß den Mephisto aus Thomas Manns „Doktor Faustus“: Kunst bestehe zu fünf Prozent aus Geist, Erfahrung und Idee, zu 95 Prozent aus Gebrassel, Arbeit und Schweiß. „Die Kugel war ein unheimliches Gebrassel – aber das Gebrassel hat sich gelohnt.“