Duisburg. . Seit 1973 ist Brigitte Börsch als gelernte Kinderpflegerin im Job. Jetzt hat sie noch mal drei Jahre lang berufsbegleitend studiert und ist jetzt Erzieherin - die älteste und die beste ihres Kurses am Gertrud-Bäumer-Berufskolleg in Duisburg.

Diese Frau ist in ihrem Element. Spielt mit einer Gruppe Mensch-ärger-dich-nicht, sieht trotzdem, dass ein kleiner Fratz mal dringend zum Klo muss, organisiert über die Schulter hinweg was mit ihrer Teamkollegin - und das alles mit strahlendem Gesicht und entspannter Leichtigkeit: Brigitte Börsch arbeitet in der Schnecken-Gruppe des Evangelischen Familienzentrums Wanheim.

Seit 18 Jahren schon, und bereits 1973 beendete sie ihre Ausbildung zur Kinderpflegerin - aber erst seit kurzem ist sie examinierte Erzieherin und feiert dies am Wochenende ganz groß. Denn die 58-jährige ist die älteste - und mit einem Einser-Examen beste Absolventin einer Weiterbildungsmaßnahme am Gertrud-Bäumer-Berufskolleg.

Mit 36 anderen Kinderpflegerinnen kämpfte sie sich drei Jahre lang abends und an den Wochenenden durch die Theorie, die sie tagsüber gleich in die Praxis umsetzen konnte. Eine Herausforderung für die Kollegen und das private Umfeld. „Alles musste umorganisiert werden, dabei sind meine drei Kinder schon erwachsen.“ Bewundernd erzählt sie von jenen Mitstudentinnen, die kleine Kinder haben und die ganze Familie in die Betreuung einbinden mussten.

Alles berufsbegleitend

Lob ernten die Lehrer, die sich in die Studierenden dieses Pilotprojekts einfinden konnten - „und die es nicht gestört hat, wenn man abends erst mal sein Butterbrot aß, weil man direkt von der Arbeit kam“, so Börsch. Von 36 schafften es am Ende 17 ins Examen. „Was andere als Vollzeit-Studenten in drei Jahren lernen, haben wir berufsbegleitend abends gelernt, da kann man sich vorstellen, was wir geleistet haben“, erzählt die Erzieherin stolz.

Und warum hat sie sich den Stress angetan? Der Auslöser war das neue Kinderbildungsgesetz, das ihr als Kinderpflegerin den Einsatz in U3-Gruppen künftig verwehrte. Das ging gegen Börschs Ehre, schließlich war das ihr Metier, der Bereich, in dem sie in den 70ern ausgebildet wurde, kurz gesagt ihr Beruf. Also bewarb sie sich und wurde zu ihrer eigenen Überraschung genommen - das Alter war kein Hinderungsgrund. Sie hat es nicht einen Tag bereut. „Ich hab so viele neue Erkenntnisse gewonnen, die Impulse für die Arbeit waren super.“ Sie habe alles aufgesaugt wie ein Schwamm, erzählt sie begeistert.

Eine verkürzte Ausbildung sei der falsche Weg

Und mit dieser Begeisterung will sie auch andere anstecken. „Wir bilden schließlich Kinder, da kann man nicht für sich selbst sagen, es reicht. Es reicht nie!“

Angesichts der aktuellen Diskussion um fehlende Fachkräfte im Kleinkindbereich ist Börsch skeptisch, was schnelle Lösungen betrifft. Es gehe nicht um ein bisschen Spielen mit den Kindern, „die Eltern haben hohe Anforderungen an jene, in deren Hände sie ihre Kinder geben“, sagt Börsch. Eine verkürzte Ausbildung sei der falsche Weg.