Bissingheim.
Bewegungsmangel hat nicht nur etwas mit Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Arterienverkalkung zu tun. Erst durch Bewegung werden aus Kindern kluge, selbstbewusste, mitfühlende und sozial verantwortliche Menschen. Weil das so ist, hat die städtische Kindertageseinrichtung am Märchenweg sich jetzt als Bewegungskindergarten zertifizieren lassen.
Die entsprechende Urkunde überreichte am Dienstag Dr. Klaus Balster, der stellvertretende Vorsitzende der Sportjugend NRW im Landessportbund, in der Einrichtung. Und dabei stellte er die Bedeutung dieses Erziehungsschwerpunktes heraus und dankte den Erzieherinnen dafür, dafür noch einmal die Schulbank gedrückt zu haben.
„Es gibt zu viele Sonntagsreden, aber zu wenige Taten“, erklärte er. Bewegung gehöre zusammen mit Sprache und Denken zu den drei wichtigen Lebensgütern. Sprache und Denken würden sogar in ihrer Entwicklung davon abhängen. Vor und nach seiner Ansprache hatten indessen die Kinder mit gesungenen oder musikalisch unterlegten Bewegungsspielen das Sagen.
Gleich mehrere Hürden musste der Kindergarten nehmen, um als 20. Bewegungskindergarten in Duisburg und als 465. in NRW angenommen zu werden. So mussten die sechs ständigen Mitarbeiterinnen der Einrichtung an mehreren Wochenenden zur Fortbildung über Bewegungserziehung im Kleinkind- und Vorschulalter. Wollen sie das Zertifikat behalten, müssen sie die Fortbildung künftig auffrischen. Wie Mareike Kuczera, die stellvertretende Leiterin, berichtete, benötigt ein Bewegungskindergarten außerdem einen Sportverein als Partner. Das ist der örtliche Eisenbahner-Turn-und Sportverein (ETuS). Auch ein Übungsleiter von dort musste die Fortbildung absolvieren, beide müssen zudem kooperieren, durch Vermittlung des Sportangebotes bzw. gemeinsame Sportfeste. Mindestens zwei Elternabende im Jahr müssen sich mit dem Thema befassen. Auch die Familien müssten einen Beitrag leisten, damit Kinder von früh bis spät körperlich aktiv sind.
Und dann war da noch der Bewegungsraum nachzuweisen. Darin findet für jede der beiden Kindergartengruppen die wöchentliche Turnstunde statt. Außerdem können jeden Tag zwei frei gebildete Gruppen aus je fünf Kindern darin nach Lust und Laune toben.
„Für uns gibt’s kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“, betont Kuczera, dass es selbstverständlich auch nach draußen geht. Auch in den Gruppenräumen, so die Erzieherin, stünden die Weichen auf Bewegung. „Wir haben nicht so viele Stühle. Man kann auch im Liegen, Stehen und Laufen spielen“, sagt sie. Schließlich müsse in der Schule genug gesessen werden.